Wiener Modell: Ein Vorbild für sozialen Wohnungsbau?
Im BUWOG-Podcast erklärt Expertin Mag. Isabella Jandl das Wiener Modell des sozialen Wohnungsbaus. Foto: Hahn
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Wiener Modell: Ein Vorbild für sozialen Wohnungsbau?

In der aktuellen Folge des BUWOG-Podcast „Glücklich wohnen“ haben wir die Gelegenheit, das Wiener Modell des sozialen Wohnungsbaus zu beleuchten. Zu Gast ist Mag. Isabella Jandl, Prokuristin des Wohnservice Wien und Bereichsleiterin der Wohnberatung Wien. Einblicke in das international beachtete Modell, das seit über 100 Jahren für leistbaren Wohnraum und soziale Durchmischung in Wien sorgt.

 

Das Wiener Modell ist ein viel beachteter Ansatz zur Schaffung und Förderung von leistbarem Wohnraum, der in Europa einzigartig ist. Mit über 220.000 Gemeindewohnungen und mehr als 200.000 geförderten Wohnungen lebt rund 60 Prozent der Wiener Bevölkerung in solchen Wohnungen. Das Modell basiert auf einer Tradition, die bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreicht. Ursprünglich durch die „Breitner-Steuer“ – eine Art Luxussteuer – finanziert, wurde der Bau neuer Gemeindewohnungen ermöglicht. Ziel des Wiener Modells ist es, nicht nur qualitativ hochwertigen Wohnraum bereitzustellen, sondern auch die soziale Durchmischung der Stadtquartiere zu fördern und Gentrifizierung zu vermeiden. Durch das Wiener Modell soll sichergestellt werden, dass Wohnraum nicht nur erschwinglich ist, sondern auch den sozialen Zusammenhalt in der Stadt stärkt. Trotz des Erfolgs steht das Wiener Modell vor Herausforderungen, u.a. durch gestiegenen Betriebskosten und Baukosten, die das Wohnen teurer machen. „Die Mietverträge im gemeinnützigen Bereich sind alle unbefristet“ und wirken so stabilisierend auf den Markt, so Isabella Jandl.

Wiener Wohn-Ticket als Schlüssel zu leistbarem Wohnen

Das Wiener Wohn-Ticket ist ein zentrales Element des sozialen Wohnungsbaus in Wien und Voraussetzung, um Zugang zu einer Gemeindewohnung oder einer geförderten Wohnung zu erhalten. Um ein solches Wohn-Ticket zu bekommen, müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden. Bewerberinnen und Bewerber müssen die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen oder dieser gleichgestellt und zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung mindestens 18 Jahre alt sein. Zudem ist ein mindestens zweijähriger Hauptwohnsitz in Wien erforderlich, das Einkommen darf die festgelegte Einkommenshöchstgrenze nicht überschreiten. Für eine Einzelperson liegt diese Grenze derzeit bei 57.600 Euro Netto-Jahreseinkommen, für einen Haushalt mit zwei Personen bei 85.830 Euro.

Für spezielle Wohnungstypen wie Gemeindewohnungen oder SMART-Wohnungen gelten zusätzliche Voraussetzungen. Dazu gehören dringender Wohnbedarf aufgrund von Überbelegung, Alleinerziehung, ein „Jungwiener“-Status oder ein altersbedingter Bedarf für eine barrierefreie Wohnung. Das Wiener Wohn-Ticket hilft, besonders unterstützungsbedürftige Personen gezielt zu berücksichtigen.

Wohnberatung Wien als zentrale Anlaufstelle

Die Wohnberatung Wien, ein zentraler Bestandteil des Wohnservice Wien, unterstützt Wohnungssuchende umfassend. Neben der Hilfe bei der Wohnungssuche bietet die Beratung auch Informationen zu Finanzierung bzw. Fördermöglichkeiten und stellt Werkzeuge wie z. B. einen kostenlosen Haushaltsrechner zur Verfügung. Alle Interessierten werden beraten, unabhängig davon, ob er die Voraussetzungen für geförderte Wohnungen erfüllt. „Wir lassen niemanden rausgehen, ohne dass er die Möglichkeit hat, eine Wohnung zu finden“, betont Jandl.

SMART-Wohnungen und Aktion 65 Plus

 Wichtig ist, den Bedarf verschiedener Mietergruppen zu verstehen und den sozialen Wohnungsbau ständig weiterzuentwickeln, so Isabella Jandl. „Die Stadt Wien hat auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert, und zwar mit einem geförderten Wohnungsangebot, das sich SMART-Wohnungen nennt. Sie bieten Kleinfamilien, Paaren und Singles hochwertigen Wohnraum bei gleichzeitig niedrigen Mieten.“ Weiterer Schwerpunkte des Wiener Modells liegen auf der Unterstützung von Alleinerziehenden, aber auch älteren Menschen, insbesondere durch die Aktion 65 Plus. Diese Initiative richtet sich an Senior:innen in Gemeindewohnungen, die oft noch in älteren, nicht barrierefreien Wohnungen leben. Ziel der Aktion ist es, diesen Menschen einen Wohnungswechsel in barrierefreie und altersgerechte Wohnungen zu ermöglichen. Dabei bietet die Serviceeinrichtung Wohnpartner umfassende Unterstützung, da ein Umzug für ältere Menschen eine große Herausforderung darstellen kann. Die Aktion 65 Plus geht also weit über die bloße Bereitstellung einer neuen Wohnung hinaus, indem sie auch den Umzugsprozess begleitet und sicherstellt, dass die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung berücksichtigt werden.

Bodenpolitik und soziale Nachhaltigkeit

Ein weiterer Pfeiler des Wiener Modells ist die aktive Bodenpolitik der Stadt. Wien kauft gezielt Grundstücke, um in Ausschreibungen neben Architektur, Ökonomie und Ökologie auch soziale Nachhaltigkeit zu fördern. Gemeinschaftsräume, Kinderspielplätze oder Waschmöglichkeiten sind nur einige der Aspekte, die bei der Entwicklung neuer Wohnquartiere berücksichtigt werden. Das Wiener Modell zeigt, wie sozialer Wohnungsbau funktionieren kann – auch über die Grenzen Österreichs hinaus. Jandl betont, dass der Wille zur sozialen Durchmischung und die Schaffung entsprechender Institutionen entscheidend sind, um dieses Modell auch in anderen Städten umzusetzen. Es braucht allerdings die Bereitschaft, langfristig in den sozialen Wohnungsbau zu investieren. Die Vorteile liegen aber auf der Hand, nicht zuletzt ist der Wohnungsbau auch ein Investitionsmotor und arbeitsplatzschaffend, so Isabella Jandl.

 

Mit neuen Stadtentwicklungsprojekten wie dem Nordbahnhof-Areal oder dem Wohnen am Marchfeldkanal bleibt Wien auch zukünftig ein Vorreiter im sozialen Wohnungsbau. Diese Projekte setzen auf nachhaltige, lebenswerte und sozial durchmischte Quartiere, die den Wienerinnen und Wienern leistbaren Wohnraum bieten sollen.

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Michael Divé

Über den Autor

Michael Divé

Michael Divé ist Teamleiter Kommunikation und Pressesprecher der BUWOG in Deutschland.

Er leitet die Unternehmenskommunikation und die digitalen Kanäle der BUWOG in Deutschland und moderiert den Podcast GLÜCKLICH WOHNEN. Nach seinem Studium der Medienwirtschaft an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und Toulouse (Frankreich) war er als Journalist und Medienmanager für verschiedene Medien und Unternehmen tätig.