Perspektiven für die Bauwende: Welche Chancen stecken in nachhaltigem Planen und Bauen?
Architektin und Planerin Elisabeth Broermann ist Sprecherin von Architects for Future. Foto: René Mezger
Podcast

Perspektiven für die Bauwende: Welche Chancen stecken in nachhaltigem Planen und Bauen?

Die BUWOG steht für Nachhaltigkeit beim Bauen und Wohnen. Der Gebäudesektor hat beim Klimaschutz eine große Bedeutung, da er für einen Großteil der Energieaufwendung und damit verbundenen Emissionen verantwortlich ist. Welche Anpassungen sind notwendig, um das Bauen nachhaltiger zu machen und eine Bauwende einzuleiten, von der alle profitieren können?

 

In der neuen Folge des BUWOG-Podcasts sprechen wir darüber mit Elisabeth Broermann. Sie ist Architektin und Planerin, zugleich Sprecherin der Architects for Future. Der Verein setzt sich für einen nachhaltigen Wandel im Bauwesen ein. Seine Forderungen – etwa nach mehr qualitätsvollem Umbau und weniger bürokratischen Hürden für das Serielle Bauen, das Umbauen und den Holzbau – stoßen mittlerweile auf breiten Konsens in der Branche.

Der Einfluss des Bauens auf das Klima

Kompakt Wohnen mit Holz: Projekt BUWOG KOMPASSHÄUSER.
Kompakt Wohnen mit Holz: Projekt BUWOG KOMPASSHÄUSER.

„Es gibt zwei Kernaspekte, die aktuell bei der Umweltbelastung noch zu wenig Beachtung finden“, erklärt Expertin Elisabeth Broermann im Interview. „Der Bausektor fokussiert sich, wenn es um nachhaltiges Bauen geht, zu sehr auf die Energieeffizienz während der Nutzung eines Gebäudes. Außeracht gelassen werden bei Betrachtung aber zu sehr die sogenannten Grauen Energien“.

 

Hierbei handelt es sich um die Gesamtheit der Energie und Emissionen, die vor und nach der Nutzung eines Bauwerks entstehen. Dazu zählen vor Gebäudenutzung: Der Rohstoffabbau, der Baustofftransport sowie die Energieaufwendung für die Baustelle.

Zudem wird nach der Nutzung eines Bauwerks Energie benötigt für den Abriss sowie die Deponierung – auch das müsse man mit einkalkulieren bei der präzisen Betrachtung.

Eine weitere Problematik resultiere daher aus diesen gegenwärtig nicht erfassten Emissionen, so Broermann im Podcast. In den Statistiken wird der Bausektor mit einem Anteil von 15 % der Gesamtemissionen angegeben. „Hier liegt ein signifikanter Berechnungsfehler vor. Unter Berücksichtigung der gesamten Grauen Energien fallen auf den Bau und Betrieb von Gebäuden ca. 40 % der CO2-Emissionen.“ Dies zeigen laut Broermann die Auswertungen, sofern alle Emissionsquellen der Baubranche in die Berechnung integriert werden. Damit ist die Baubranche eigentlich der Sektor, auf den der höchste Emissionsausstoß entfällt – „ein wichtiger Hebel, um die Dinge besser zu machen“, findet sie.

10 Forderungen für die Bauwende

Die Bewegung Architects for Future hat daher 10 Forderungen formuliert, die sich nicht nur an Politik und Baubranche richten, sondern für die breite Masse bestimmt ist. „Denn auch wenn nicht jeder von uns baut, wohnen tun wir schließlich alle!“, so Broermann.

 

Der Großteil der Forderungen zielt selbstverständlich auf ökologische Aspekte ab. Eine notwendige Bedingung in diesem Zusammenhang ist aber auch das „Hinterfragen des eigenen Bedarfs“, so Broermann. Sie gibt zu bedenken, dass jeder statistisch rund 46 Quadratmeter Wohnfläche in Anspruch nimmt, Tendenz steigend. „Gerade Ansätze wie gemeinschaftliches Wohnen können hier eine Lösung darstellen“ und seien unumgänglich, um ohnehin schon knappe Ressourcen zu bewahren. „Wir können nicht einfach mehr so weiter bauen, als gäbe es kein Morgen“, findet die Expertin.

 

Gerade jetzt, wo vielerorts Projekte ruhen oder gestoppt sind, sei dies auch eine Chance, über neues Bauen nachzudenken.

Jetzt ganze Folge hören!

 

 


„Wir können nicht einfach mehr so weiter bauen, als gäbe es kein Morgen.“

Elisabeth Broermann

 


 

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Michael Divé

Über den Autor

Michael Divé

Michael Divé ist Teamleiter Kommunikation und Pressesprecher der BUWOG in Deutschland.

Er leitet die Unternehmenskommunikation und die digitalen Kanäle der BUWOG in Deutschland und moderiert den Podcast GLÜCKLICH WOHNEN. Nach seinem Studium der Medienwirtschaft an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und Toulouse (Frankreich) war er als Journalist und Medienmanager für verschiedene Medien und Unternehmen tätig.