Artenschutzprogramm: Zauneidechsen erfolgreich umgesiedelt
Zauneidechsen stehen auf der Roten Liste und sind akut vom Aussterben bedroht.
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Artenschutzprogramm: Zauneidechsen erfolgreich umgesiedelt

In Berlin-Spandau plant die BUWOG den Neubau von 320 Mietwohnungen und einer Kita. Doch bevor die Bauarbeiten starten können, musste eine streng geschützte Eidechsenart in ein Ersatzhabitat umgesiedelt werden.

 

„Wir tragen in Deutschland eine hohe Verantwortung für eine ganze Reihe von Arten, die auf der Roten Liste stehen“, erklärt Anja Sorges, Leiterin der Spandauer Umwelt- und Naturschutzamtes. In Deutschland sind etwa 35 Prozent aller Tierarten akut vom Aussterben bedroht. Die Zauneidechse gehört auch dazu. Um den Artenschutz und die Schaffung von dringend benötigten Wohnraum in Einklang zu bringen, gibt es Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, mit denen gefährdete Populationen an einem anderen Ort dauerhaft gesichert werden.

Neues Biotop für die Zauneidechsen

In Vorbereitung eines BUWOG-Bauprojektes in Spandau am Brunsbütteler Damm wurde im Rahmen eines artenschutzrechtlichen Gutachtachtens festgestellt, dass die streng geschützte Eidechsenart auf dem zu bebauenden Areal lebt. Das bedeutet: Bevor die Bagger rollen dürfen, müssen die Zauneidechsen in enger Abstimmung mit der Umwelt- und Naturschutzbehörde umgesiedelt werden.

 

Dafür hat die BUWOG den Dipl.-Biologen Christoph Bayer beauftragt. Gemeinsam mit seinem Team hat der Experte ein Konzept für das Einfangen und Umsiedeln der Reptilien erstellt. Dazu zählt auch die Suche nach einem Ersatzhabitat. „Dabei war der Bezirk Spandau sehr hilfreich“, erklärt der Dip.-Biologe. In einem sogenannten Kompensationsflächenkataster hat der Bezirk bereits Flächen vorsortiert, welche für eine Umsiedlung geeignet wären.

 

Für die Spandauer Zauneidechsen ist die Wahl auf ein Areal am rund 10 Kilometer entfernten Groß Glienicker See gefallen. Doch bevor die Tiere dorthin umziehen konnten, musste die Ersatzfläche an die artspezifischen Bedürfnisse der Eidechse angepasst werden. In diesem Zusammenhang wurden etwa Strukturen mit Sand- und Sonnenflächen, Versteckmöglichkeiten und robusten Winterquartieren geschaffen. Die Kosten für diese Aufwertungsmaßnahmen, die insgesamt zwei Jahre gedauert haben, trägt der Bauträger. Ebenso die Pacht, Pflege und Monitoring des Ersatzhabitats für die nächsten 25 Jahre.

Umzug ins Ersatzhabitat

Die Umsiedlung der Zauneidechsen startete mit dem Beginn ihrer Aktivitätszeit nach dem Winterschlaf. Auf dem Gelände am Brunsbütteler Damm wurden dafür kleine Zäune aufgestellt, an denen in regelmäßigen Abständen Eimer eingegraben wurden. Auf ihren ersten Erkundungsgängen an den ersten warmen Tagen im Frühjahr krabbeln die Echsen dann bis zu den Zäunen, laufen an ihnen entlang und fallen in die Eimer. Diese sogenannten Lebendfallen wurden von den Biologen mindestens einmal täglich kontrolliert. Die eingesammelten Tiere wurden vermessen, fotografiert und dokumentiert und anschließend in Transportbehältern direkt in ihr neues Zuhause am Groß Glienicker See gebracht.

 

Anhand von Fangprotokollen konnte im Herbst 2021 gegenüber der Naturschutzbehörde nachgewiesen werden, dass die Umsiedlung der Zauneidechsen erfolgreich verlaufen ist. Nun können die Bauarbeiten für das neue Spandauer Wohnquartier mit 320 Mietwohnungen mit 1 bis 4 Zimmern und einer angeschlossenen Kita bald beginnen. Ende 2022 soll es losgehen. Bereits zwei Jahre später könnten die ersten Bewohner einziehen.

 

 

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Torsten Hahn

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