Urbane Zukünfte: Die Städte von morgen
Architekt Oliver Seidel ist im BUWOG-Podcast zum Thema Urbane Zukünfte. Foto: Torsten Hahn
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Urbane Zukünfte: Die Städte von morgen

Aktuell wohnen weltweit rund 55 Prozent der Menschen in Städten. Bis 2050 werden es rund 70 Prozent sein. Somit sind die Weiterentwicklung urbaner Lebensräume und die Gestaltung neuer Quartiere entscheidend für die nachhaltige Zukunft. Die 38. Podcast-Folge widmet sich dem Thema „Urbane Zukünfte“. Im Gespräch mit dem Experten Oliver Seidel bietet sie Einblicke in mögliche zukünftige Entwicklungen städtischer Strukturen und Wohnumfelder.

 

Für die wachsende Stadt der Zukunft gibt es viele Leitbilder: Schwammstadt, 15-Minuten-Stadt, Circular City und Smart City sind nur einige, der in der Fachwelt diskutierten Ansätze und Begrifflichkeiten. Im Podcast ist diesmal Oliver Seidel zu Gast, der sich seit Jahren wissenschaftlich und in der Praxis mit diesen unterschiedlichen Perspektiven beschäftigt. Der Architekt und Stadtplaner ist Gründungspartner von CITYFÖRSTER architecture + urbanism und lehrt unter anderem im Rahmen einer Gastprofessur an der Jade Hochschule Wilhelshaven.

 

Warum ist es in der Stadt von morgen wichtig, die historische Funktionstrennung aufzuheben? Was sind Chancen und Herausforderungen bei der Umsetzung von Kreislaufwirtschaftskonzepten in städtischen Umgebungen? Und welche Rolle werden Smart City Konzepte spielen?

Polyzentrische Quartiere für die Stadt der kurzen Wege 

Im Gespräch im BUWOG Podcast erläutert Oliver Seidel verschiedene Aspekte der Stadtplanung und Stadtentwicklung. „Die historische Trennung zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit ist begründet in der Charta von Athen von 1933.“ Eine Abkehr von dieser starren Funktionstrennung und die Schaffung von Arbeitsstätten in der Nähe des Wohnorts hätte positive Auswirkungen auf die Reduzierung von Pendelzeiten, erklärt Oliver Seidel. Auch die Senkung des Energieverbrauchs und damit verbundener Umweltfolgen seien direkte Effekte.

Ein Lösungsansatz dafür sei die „Productive City“. Die Idee zielt darauf ab, Gewerbe und Produktion verstärkt in städtische Räume zu integrieren. Dies könne auch die Identifikation der Menschen mit den vor Ort produzierten Waren stärken, zu bewussterem Konsum, Wertschätzung und einer Reduzierung von Abfall führen. In jedem Fall: „Zukünftig müssen die Städte polyzentrisch aufgebaut werden. Es müssen viele Subzentren entstehen, in denen mit kurzen Wege die Einrichtungen für Wohnen, Arbeiten und Freizeit gut erreichbar sind“, erklärt der Experte.

Schlüsselkonzepte für die Zukunft der Städte 

Um gleichzeitig im Neubau die Ressourcen sparsam einzusetzen sei das Prinzip des „geteilten Luxus“ eine wichtige Perspektive. So könnten Bewohnende bereitgestellte Einrichtungen und Räume teilweise gemeinsam nutzen, statt alles selbst besitzen zu müssen. Stichwort: Sharing Economy.

 

Auch die Umsetzung von Kreislaufwirtschaftskonzepten, insbesondere des Cradle-to-Cradle-Ansatzes, ist essenziell für die Planung von Wohngebäuden und Quartieren, unterstreicht der Architekt. Zwar ist nachhaltiges Planen und Bauen meist teurer als herkömmliches Bauen – noch. Denn nicht alle Umweltauswirkungen werden in einer Kalkulation einbezogen, so Seidel. Eine vollständige Kalkulation, die auch Kosten des emittierten CO2 berücksichtigt, würde jedoch zeigen, dass nachhaltiges Bauen preislich sogar günstiger sein kann.

 

Software wie Building Information Modeling (BIM) bietet ein effektives Werkzeug für nachhaltiges Bauen und die Förderung der Kreislaufwirtschaft. Dies ermöglicht eine genaue Kenntnis über die verbauten Materialien und erleichtert die Planung für die spätere Wiederverwendung. Eines von Seidels Projekten etwa ist das Recyclinghaus Hannover, ein „experimentelles Wohnhaus in einer Ästhetik der Nachhaltigkeit“. Als Prototyp dient es dazu, die verschiedenen Recyclingmöglichkeiten im realen Umfeld zu testen und zu demonstrieren.

„Nicht technologiegläubig sein“ 

Das Konzept der Smart City wiederum sieht der Interviewgast kritisch. Natürlich habe Technologie Vorteile, kann das Leben erleichtern und auch ökologisch einen Mehrwert bieten. Ein sinnvoller Einsatz ist z. B. die Energieversorgung. Doch zum Thema Smart City gibt er zu bedenken: „Wir dürfen nicht technikgläubig sein, weil dadurch nur eine Übertechnisierung erfolgt und wieder neue Ansprüche entstehen.“

 

Ob Smart City, Circular City, Schwammstadt oder Stadt der kurzen Wege: Die Zukunft für das nachhaltige Wohnen liegt in den Städten. Auf dem Weg dorthin gilt es noch vieles zu erforschen und mutig umzusetzen.

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Michael Divé

Über den Autor

Michael Divé

Michael Divé ist Teamleiter Kommunikation und Pressesprecher der BUWOG in Deutschland.

Er leitet die Unternehmenskommunikation und die digitalen Kanäle der BUWOG in Deutschland und moderiert den Podcast GLÜCKLICH WOHNEN. Nach seinem Studium der Medienwirtschaft an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und Toulouse (Frankreich) war er als Journalist und Medienmanager für verschiedene Medien und Unternehmen tätig.