Bei der Errichtung von Immobilien rückt der Werkstoff Holz immer mehr in den Fokus – auch bei der BUWOG. Wir sprechen mit Projektleiter Steffen Keinert.
Holz ist im Trend, aus gutem Grund: Denn Holz hat im Vergleich zu vielen herkömmlichen Baumaterialien wie Stahl, Beton, Zement & Co eine günstigere Klimabilanz. Schließlich speichert das Naturmaterial bei seiner Entstehung große Mengen Co2 aus der Atmosphäre. Außerdem kann Holz meist vor Ort angebaut und gewonnen werden, was Lieferwege reduziert und den klimatischen Fußabdruck weiter verbessert. Dies sind nur einige Gründe, weshalb die BUWOG im Rahmen ihrer nachhaltigen Quartiersentwicklungen auch verstärkt auf Mehrfamilienhäuser aus Holz setzt.
Große Akzeptanz für Holz-Hybrid
Bei der Holz-Hybrid-Bauweise etwa wird – gemeinsam mit Fachunternehmen und Industriepartnern – diese Technologie konsequent weiterentwickelt. Orientiert an den Bedürfnissen der späteren Bewohnerinnen und Bewohner natürlich, wie sich am Beispiel der bereits 2020 fertiggestellten BUWOG KOMPASSHÄUSER im Quartier 52° Nord in Berlin-Grünau zeigt. Dank der guten Erfahrungen mit der hier angewandten Holz-Hybrid-Bauweise – und dank der großen Kundenakzeptanz! – wurde ein benachbartes Baufeld direkt in der gleichen Technik geplant. Nun ist es in Realisierung: Mit den BUWOG LOTSENHÄUSERN entstehen aktuell weitere 44 Familien-Wohnungen im energiesparenden KfW-40-Standard.
Was zeichnet das Bauen mit Holz aus – und wo liegen die Hürden? Ein Gespräch mit Steffen Keinert, der als Technischer Projektleiter bei der BUWOG in Berlin verschiedene große Neubauprojekte des Unternehmens verantwortet und als Teil des Nachhaltigkeitsteams das Bauen mit Holz weiterentwickelt.
INTERVIEW
„Der Holzbau ist besser als sein Ruf.“
Herr Keinert, Sie bringen bei der BUWOG unter anderem das Thema Holzbau nach vorne. Was zeichnet den Baustoff Holz aus?
Steffen Keinert: „Drei Dinge machen den Holzbau so besonders: Erstens ist der Baustoff Holz nachwachsend, also endlos verfügbar. Holz speichert große Mengen an Kohlenstoffdioxid und ist damit klimaneutral. Und Menschen „verstehen“ den natürlichen Baustoff Holz intuitiv; sichtbare Holzanteile an Häusern vermitteln Bewohnenden wie Besucherinnen und Besuchern in der Regel ein angenehmes Gefühl. Alles drei sind wichtige Gründe, weshalb wir uns bei der BUWOG damit auseinandersetzen.“
Für Bauherren und Immobilieneigentümer*innen spielt natürlich die ökonomische Dimension auch eine Rolle. Sprechen wir also über Kosten: Wie schneiden da Holz- oder Holz-Hybrid-Bauweisen ab?
„Im Hinblick auf die Kosten ist der Holzbau besser als sein Ruf. Wir haben das eingehend untersucht. Die reine Konstruktion eines Holzhauses kostet 10 bis 12 Prozent mehr als bei einem konventionellen Massivhaus mit WDVS (Wärmedämmverbundsystem, Anm. d. Red.). Alle anderen Kosten für Planer, Haustechnik und Außenanlagen sowie der Preis für das Grundstück natürlich ändern sich nicht. Noch ein Positivum: Da der Holzbau normalerweise mit dünneren Außenwänden hergestellt werden kann als ein Massivbau, ergibt sich ein Flächengewinn, also mehr Wohnfläche! Alles in allem liegen die Mehrkosten für ein Holzhaus dann nur noch bei etwa 5 Prozent. Das kann einem die Zukunft unserer Kinder eigentlich wert sein, oder?“
Warum wird dennoch vergleichsweise wenig mit Holz gebaut?
„Nun, im Bereich der Einfamilienhäuser ist der Anteil an Holzbauten schon heute vergleichsweise hoch, Stichwort „Schwedenhaus“. Im Geschosswohnungsbau hingegen gibt es bislang kaum realisierte Projekte und daher eine diffuse Gemengelage aus Vorurteilen und Halbwahrheiten. Die häufigsten Vorurteile: „Ein Holzhaus brennt doch leicht ab“, „So ein Holzhaus hält doch bestimmt nicht sehr lange“, „Der Holzbau ist zu teuer“ oder auch „Ist so ein Holzhaus überhaupt dicht?“ Da müssen wir als BUWOG konsequente Aufklärungsarbeit leisten, solche Zweifel ausräumen und die technischen Vorteile transparent machen. Eine Besonderheit des modernen Holzbaus ist der hohe Vorfertigungsgrad ganzer Bauteile, womit eine intensivere Planungsphase einhergeht. In der Bauphase wird dadurch aber viel Zeit eingespart, weil die vorgefertigten Elemente einfach zusammengesetzt werden. Wie bei einem Baukasten für Erwachsene! Ein zusätzliches Plus ist das nahezu wasserlose Bauen, da ja weder Beton noch Putz verwendet werden. Somit entfallen auch die Trocknungszeiten im Bauprozess, und bei Einzug der Bewohner gibt es keine nennenswerte Baufeuchte.“
In Berlin-Grünau hat die BUWOG mittlerweile rund 100 Familien-Wohnungen in Holz-Hybrid-Bauweise realisiert. Ein Modell für die Zukunft?
„Das Projekt in Grünau im Quartier 52° Nord ist ein bemerkenswerter Schritt in die richtige Richtung. Der Holzhybridbau, bei dem die tragenden Teile, also Stützen und Decken aus Beton sind, die Außenwände aber aus Holz hergestellt werden, hat bereits große ökologische Vorteile im Vergleich zum Massivbau.
Will man aber die zweite Hälfte der Ökobilanz ebenfalls klimaneutral umsetzen, muss man noch weitergehen, dann führt kein Weg am „echten“ Holzhaus vorbei. Auf alle Fälle sind die Häuser mit Holzfassade, die ihre Bauart gewissermaßen auch jedem zeigen, bei den Käufern sehr beliebt. Das werte ich als Zeichen dafür, dass die Bedeutung ökologischen Bauens in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Insofern ein klares Ja zum Holzbau als Modell für die Zukunft.“
Aus Ihrer Sicht: Ist Berlin bei innovativen Bauweisen, die besonders energiesparend oder im Hinblick auf die Baustoffe nachhaltig sind, eigentlich weiter als andere Städte?
„Berlin hat dank der vielen Baugruppenprojekte, die oft ökologisch ambitionierter sind als der durchschnittliche Wohnungsbau, mehr innovative Bauweisen zu bieten als viele andere deutsche Städte. Spitzenreiter ist aber immer noch Freiburg, das als grün regierte Universitätsstadt die höchste Dichte an innovativem und nachhaltigem Wohnungsbau aufweist.
Als BUWOG sind wir daran interessiert, im kommerziellen Wohnungsbau mit zeitgemäßen und innovativen Projekten ganz vorne mitzuspielen, das nehme ich auch in vielen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen so wahr. Der Besuch von Best-Practice-Beispielen ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Baustein, um regelmäßig über den eigenen Tellerrand zu schauen und somit Anregungen und neues Wissen für eigene Projekte zu bekommen. Deshalb besuchen wir immer wieder beispielhafte Bauten in Berlin. Zum Beispiel ein siebengeschossiges Holzhaus von SWP-Architekten in der Lynarstraße und ein Passivhaus in Holzhybridbauweise von Deimel Oelschläger Architekten in der Boyenstraße. Es gibt also durchaus Wissenstransfer bei der BUWOG und wir schauen uns spannende Projekte anderer neugierig an. Ich würde mir dennoch wünschen, dass wir für die Zukunft hier gemeinsam noch besser werden und uns regelmäßiger austauschen, indem wir eigene Projekte vorstellen, Erfahrungen mit bestimmten Techniken teilen oder uns schlicht von externen Projekten inspirieren lassen.“
Das Motto der BUWOG lautet: Glücklich wohnen. Was bedeutet das für Sie – ganz privat?
„Ich hatte das Glück, die meiste Zeit meines Lebens in wunderschönen Häusern und Wohnungen zu leben. Wohnungen, in denen Licht, Raumaufteilung, Materialien und Ausblicke zum Genießen einluden und so ein echtes Zuhause waren. „Gerne in der eigenen Wohnung sein“, das ist für mich Ausdruck von GLÜCKLICH WOHNEN.“
„Menschen verstehen den natürlichen Baustoff Holz intuitiv; sichtbare Holzanteile an Häusern vermitteln ein angenehmes Gefühl.“
Energiemanagementsystems (EnMs) nach ISO 50001
Nachhaltig auf Kurs
Ob Bauen mit Holz, Verwendung ökologischer Baustoffe oder Umsetzung effizienter und ressourcensparender Gebäudekonzepte: Es gibt vieles, was Projektentwicklung tun kann um nachhaltig zu bauen.
Im Development verfolgt die BUWOG dazu eine engagierte Nachhaltigkeitsagenda. Mit messbaren Zielen und einem konsequenten Monitoring werden die Dimensionen der ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit umgesetzt. Beispiel: Bis 2023 wird bei den BUWOG-Projekten der Anteil der Neubauwohnungen mit erneuerbaren Energien auf 35 % steigen. Mehr als jede dritte Wohnung wird dann mit erneuerbaren Energien beliefert.
Wichtiges Zukunftsthema ist auch die Förderung von Elektromobilität. Damit Menschen in den Quartieren bequem auf Elektroauto oder E-Bike umsteigen können, schafft die BUWOG neue E-Tankstellen vor Ort.
Gleichzeitig fördert die BUWOG das Umwelt- und Klimabewusstsein im Arbeitsalltag. So wird an den Standorten der Energieverbrauch für Strom und Wärme gesenkt und der Co2-Ausstoß etwa im Bereich Mobilität reduziert.
Alle diese Nachhaltigkeitsziele der BUWOG werden mit einem kontinuierlichen Monitoring im Rahmen des zertifizierten Energiemanagementsystems (EnMs) nach ISO 50001 überprüft, gesteuert und kontinuierlich weiter verbessert.
Clusterwohnung und Passivhaus
Mehr zu den Projekten Boyenstraße und Lynarstraße im Blogbeitrag: „Auf den Spuren der neuen Nachhaltigkeit“
Ausgezeichnet nachhaltig
Ökologische Baumaterialien, nachhaltiges Gesamtkonzept und hohe architektonische Qualität: 2020 wurde das Quartier 52° Nord mit dem Award Deutscher Wohnungsbau ausgezeichnet.
Hier entstehen derzeit auch die im Interview erwähnten BUWOG LOTSENHÄUSER mit Familienwohnungen in Holz-Hybrid-Bauweise.
Fertigstellung: Voraussichtlich 2022
⯈ Weitere Informationen zum Quartier auf www.52grad-nord.de
Diese Beiträge könnten Sie ebenfalls interessieren:
Haus Strohhalm: Neues Wohnprojekt in Treptow-Köpenick
Engagiert für ein attraktives Umfeld rund um den BER
BUWOG SPEICHERBALLETT: Aktuell verfügbare Eigentumswohnungen in Berlin-Spandau
⯈ Nichts verpassen? Folgen Sie der BUWOG bei Twitter