Gebäudegrün: Mehr Grün am und auf dem Haus
Grün in der Stadt: Der Kö-Bogen II in Düsseldorf wurde 2021 ausgezeichnet. Foto: Optigrün
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Gebäudegrün: Mehr Grün am und auf dem Haus

Der Immobilienbereich spielt eine wesentliche Rolle, damit unsere Städte zukünftig an den Klimawandel angepasst sind. Begrünungen an Fassaden und auf Dächern können helfen, sommerliche Hitzespitzen erträglich zu machen, wie sie aufgrund des Klimawandels häufiger vorkommen werden. Pflanzen an und auf Häusern haben aber noch weitere wichtige Funktionen, wie Susanne Herfort vom Bundesverband Gebäudegrün im Interview erklärt.

 

Pflanzen an Fassaden kennt man oft von Altbauten oder historischen Gebäuden: Ob wilder Wein an alten Kirchen, prachtvoll blühende Kletter-Rosen in historischen Altstädten oder der schnell wachsende Knöterich an Brandwänden. Dort, wo Pflanzen in die Höhe klettern können, entsteht ein vielseitiges und ansprechendes Bild.

 

„Darüber hinaus bietet Gebäudegrün einen wichtigen Mehrwert für das Stadtklima“, erklärt Susanne Herfort, Referentin vom Bundesverband Gebäudegrün (BuGG). „Denn wir können damit Schadstoffe und Feinstaub aus der Luft wirksam binden und das Mikroklima in den Städten signifikant verbessern.“

 

Um über diesen und weitere positive Effekte aufzuklären und die Forschung voranzutreiben, haben sich Unternehmen, Städte, Hochschulen und Organisationen, die sich mit Gebäudebegrünung beschäftigen, im Bundesverband GebäudeGrün e. V zusammengeschlossen.

 

Mit wenig Aufwand lässt sich Gebäudegrün schaffen

Susanne Herfort vom Bundesverband Gebäudegrün (BuGG). Foto: Torsten Hahn
Susanne Herfort, Bundesverband Gebäudegrün. Foto: T. Hahn

Dabei unterscheidet man zwischen Dachbegrünung, Fassadenbegrünung und Innenraumbegrünung. Alle drei leisten einen Beitrag dafür, das Klima zu verbessern und viele Städte und Gemeinden bieten deshalb Förderprogramme, um die finanziellen Hürden zur Installation solcher Lösungen zu senken.

 

„Im Bereich der Fassadenbegrünung lässt sich aber schon mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielen“, erklärt Susanne Herfort. Denn einfache „bodengebundene Systeme“ könne man ganz leicht selbst installieren und selbst pflegen.

 

In diese Kategorie fallen zum Beispiel Kletterpflanzen, die im Boden wurzeln (also bodengebunden sind) und etwa an einer Rankhilfe oder einem Spalier emporklettern. Jedoch ist ein gängiger Mythos, dass Fassadenbegrünung die Fassade schädigen würde. „Das stimmt so nicht“, erläutert Susanne Herford. Denn: „Bei guter Pflege und Wartung ist eine Fassadenbegrünung sogar ein zusätzlicher Schutz der Hausfronten gegen Wind, Regen und Sonneneinstrahlung“, unter denen eine ungeschützte Fassade deutlich mehr leiden würde.

 

Moderne Architektur: Freud und Leid fürs Gebäudegrün 

Quartiersentwicklungen und Neubauprojekte bieten die Chance, das Thema Fassadengrün von Anfang an mitzudenken und nachhaltige Qualitäten zu schaffen.

Doch das moderne Bauen mit oftmals viel Glas und glatten Wänden bringe durchaus seine Probleme mit sich, so die Expertin. „Die Architektur ist heute oft so, dass nur wenig Platz für Grün bleibt. Da ist viel Glas, viele große Fenster und wenig Fläche für Pflanzen.“

 

Wenn sich doch ein Plätzchen findet, dann gibt es viele beliebte Pflanzen, die gut aussehen, einen ökologischen Mehrwert bieten und zugleich nur wenig Pflege bedürfen. Zwei beliebte Vertreter sind der wilde Wein und der Blauregen, so die Expertin. Beide pflanzen lassen sich bei Bedarf mit einer Heckenschere schnell zurückschneiden.

 

Das Flachdach: Chance für Biodiversität und Erholung 

Macht die Glasfassadenarchitektur vieler Städte es dem Fassadengrün schwer, so sieht Herfort in der aktuellen Bauweise auch viel Gutes: „Die Flachdächer sind ein positiver Trend. Denn hier könnte man eigentlich jedes Dach begrünen. Nicht nur extensiv, sondern intensiv begrünt!“

 

Von extensiver Dachbegrünung spricht man, wenn auf einem Dach eine etwa 5 bis 15 Zentimeter dicke Substratschicht aufgebracht wird. Hier können robuste Sedum-Pflanzen wurzeln. Sie halten sowohl Kälte als auch große Hitze gut aus und brauchen keine künstliche Bewässerung.

 

Anders bei der intensiven Dachbegrünung: Im Vergleich zu einer extensiven Dachbegrünung ist der Aufwand für Bewässerung und Pflege dabei zwar etwas höher. Dafür bieten sich hier bei der Pflanzenauswahl kaum Beschränkungen. Und mehr Pflanzenarten bedeutet auch mehr Biodiversität.

 

Neben Moosen, Gräsern und Kräutern sind bei einer intensiven Dachbegrünung auch Stauden und – je nach Dicke der aufgebrachten Substratschicht – sogar Büsche und niedrige Bäume möglich, in denen etwa auch Vögel nisten können. „Intensive Dachbegrünung ist zwar etwas pflegeintensiver, aber sie bringt auch für den Menschen einen erlebbaren Mehrwert“, betont Suanne Herfort im BUWOG-Podcast. „Dort kann man verweilen, man hat einen Erholungsfaktor und kann die Fläche wie einen Dachgarten betreten und nutzen.“

Häufig gibt es Sitzgelegenheiten oder Angebote für Urban Gardening, mit denen die Bewohnenden selbst gärtnerisch tätig werden können.

 

Photovoltaik vs. Dachbegrünung

Solaranlagen und Dachbegrünung funktionieren übrigens gut zusammen, so die Expertin. „Seit dem 1.1.2023 gibt es auch in Berlin eine Solarpflicht bei Neubau oder Sanierungen. Aber grade die Kombination macht es attraktiv! Ein normales Solardach bringt zwar Energie, leistet aber keine Regenwasserspeicherung. Mit Begrünung wird das Wasser gespeichert. Pflanzen geben das Wasser verlangsamt über die Verdunstung ab, kühlen das Umfeld und verbessern das Klima.“

 

Feuerwache Karlsruhe: Gründach des Jahres 2022. Foto: BuGG
Feuerwache Karlsruhe: Gründach des Jahres 2022. Foto: BuGG

Best-Practice-Beispiele gibt es viele. Um diese bekannter zu machen, prämiert der Bundesverband Gebäudegrün alljährlich die beste Dachbegrünung, die beste Fassadenbegrünung und die beste Innenraumbegrünung.

 

Prominenter Sieger und ausgezeichnet als BuGG-Gründach des Jahres 2022 ist die Hauptfeuerwache in Karlsruhe, das von der Paul Bauder GmbH & Co. KG realisiert wurde.

Entstanden ist eine geschwungene Dachgartenlandschaft mit integrierten Solar-Panels.

Kleine Wege ermöglichen das Flanieren und freies Bewegen auf dem Dach, das fast einer wilden Wiese gleicht. Stauden, Gräser und Büsche prägen das Bild. Über einige Stufen kommt man zu einer seitlich abgesetzten Dachterrasse, auf der man sich niederlassen kann. Ein auf dem Dach integrierter Sportplatz lädt zur nächsten Trainingseinheit.

 

Mehr erfahren im BUWOG-Podcast!

 

 


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Michael Divé

Über den Autor

Michael Divé

Michael Divé ist Teamleiter Kommunikation und Pressesprecher der BUWOG in Deutschland.

Er leitet die Unternehmenskommunikation und die digitalen Kanäle der BUWOG in Deutschland und moderiert den Podcast GLÜCKLICH WOHNEN. Nach seinem Studium der Medienwirtschaft an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und Toulouse (Frankreich) war er als Journalist und Medienmanager für verschiedene Medien und Unternehmen tätig.