Es muss nicht immer Vollzeit sein: mein Weg als wiedereinsteigende Mutter zur Abteilungsleiterin
Karriere

Es muss nicht immer Vollzeit sein: mein Weg als wiedereinsteigende Mutter zur Abteilungsleiterin

Die Rückkehr in den Job nach der Karenz ist für viele Mütter alles andere als einfach. In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen in vielen Betrieben verbessert. Allerdings drängen sich nach wie vor viele Fragen auf: Teilzeit oder Vollzeit? Wie gelingt es am besten, Kind und Karriere unter einen Hut zu kriegen? Welches soziale Netzwerk und welche Kinderbetreuung ist nötig, um im Job wieder durchstarten zu können?
In ihrer sehr persönlichen Geschichte erzählt Andrea Neubauer von ihrem aufregenden Weg von der ersten Schwangerschaft bis zum Aufstieg zur Abteilungsleiterin Transaktionen bei der BUWOG. Eine Geschichte, die (werdenden) Müttern und Vätern Mut geben kann.

 

Manchmal denke ich, es war erst gestern, dabei war es vor ziemlich genau 15 Jahren: mein Vorstellungsgespräch in der BUWOG mit dem jetzigen Vonovia-Vorstand Daniel Riedl. Die BUWOG war damals ein Unternehmen, das mit dem heutigen nicht zu vergleichen ist, gerade im Umbruch von einer gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft für Bundesbedienstete zu einem modernen Immobilienunternehmen. Beworben habe ich mich eigentlich für eine ganz andere Position, da ich einen touristischen Background hatte und zuvor Budgethotels entwickelt habe. Ganz nach dem Motto „Es kann ja nicht so schwer sein, Wohnungen zu entwickeln, wenn man Hotels entwickelt hat“ habe ich mich für die ausgeschriebene Stelle in der Immobilienprojektentwicklung beworben. Für diese Position wurde jedoch Erfahrung im Wohnbau verlangt, das Gespräch nahm eine unterwartete Wende und man bot mir kurzerhand eine Position im Asset Management an. Ich habe diesen Schritt ins Blaue nie bereut.

 

Mit dem Begriff „Asset Management“ (Anm.: Vermietung und Verwaltung von Immobilien) konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich was anfangen. Der Geschäftsbereich wurde gerade neu aufgebaut und so ergab sich für mich eine spannende Aufgabe in einem neuen Team. Wir waren zu fünft, alle neu in dieser Position und haben Asset Management aus einem wirtschaftlichen und juristischen Background von der Pike auf gelernt. Bald waren wir auch als das Partydeck verschrien, denn wir haben nicht nur viel gearbeitet, sondern dazwischen auch gelegentlich ausgiebig gefeiert.

 

Andrea Neubauer mit ihrem Sohn und Daniel Riedl, Vorstand Vonovia SE, bei einem BUWOG-Family Day. ©BUWOG
Ein Plan muss her: meine erste Schwangerschaft

Nach knapp vier Jahren in der BUWOG wurde ich das erste Mal schwanger und obwohl es ein Wunschkind war und die Freude groß war, machte sich eine gewisse Unsicherheit breit. Mir war klar, dass ich für mein Kind da sein wollte, aber auch keine Vollzeitmami sein werde und ich wollte meinen Job, der mir wirklich viel Spaß machte, behalten. Und auch wenn es erst elf Jahre her ist, so war der Zugang zu Teilzeit und zur Rückkehr in den Job noch nicht so offen und fortschrittlich, wie das heute in der BUWOG der Fall ist. Relativ schnell war klar, dass mir mein Aufgabengebiet nicht für über ein Jahr aufgehoben werden konnte. Also musste ein Plan her! Zuerst besprach ich mit meinen Eltern, inwieweit sie mich hier unterstützen könnten und wollten, im Anschluss dann auch mit meinen Kollegen. So erarbeitete ich mir mein fixfertiges Konzept für den Wiedereinstieg und präsentierte dieses meinem damaligen Chef. Damit hatte ich ihn auf jeden Fall überrascht, er war einerseits ziemlich verblüfft, anderseits aber auch sehr erleichtert. Ich bin immer davon ausgegangen, dass das klappen wird und dass auch mein Kind mitspielen wird. Zweifel kamen mir nicht in den Sinn.

 

Die Rückkehr in den Job

Nach dem Mutterschutz kam ich mit 24 Stunden pro Woche wieder zurück, davon konnte ich einen Großteil aus dem Homeoffice erledigen. Dazwischen habe ich gestillt, Essen zubereitet und auch genug Zeit mit meinem Kind verbracht. Während mein Kind jedoch geschlafen hat bzw. meine Mutter mit ihm spazieren war und gespielt hat, konnte ich arbeiten. Und das klappte wunderbar. Meine damalige Assistentin wollte zu diesem Zeitpunkt mehr Verantwortung übernehmen und so konnte ich den Rest meiner Tätigkeit zwischen ihr und zwei meiner Asset Manager-Kollegen aufteilen.

Zu Wohnungsbesichtigungen und Besprechungen mit den Maklern, die ich einmal monatlich hatte, nahm ich meinen Kleinen mit und darüber freuten sich auch immer alle. Als mein Sohn drei Monate alt war, hätte ich das erste Mal wieder einmal ausgehen können – Betonung auf „hätte“. Wir waren von einer Firma zu einem sehr schönen Weihnachtsabendessen eingeladen, doch es hat nicht einmal bis zur Vorspeise gedauert, hat schon mein Telefon geläutet. Mein Mann konnte unser weinendes Kind nicht beruhigen − also ab in die U-Bahn und nach Hause. Zu einem weiteren Ausgehtermin ist es dann nicht mehr so schnell gekommen.

 

Wanderausflug mit den Kindern. ©Andrea Neubauer
Mit gutem Gewissen: Aufstockung der Stunden

In dieser Konstellation haben wir das erste Jahr gut gemeistert und als mein Sohn ein Jahr alt war, hatte ich einen Kindergartenplatz für ihn – und dies dank einer Geschäftspartnerin, die mich über einen neuen Kindergarten in meiner Nähe informierte. Wofür gute Geschäftsbeziehungen nicht alles gut sein können! Denn Kindergartenplätze zu ergattern ist eine echte Herausforderung. Ich wäre ja nie auf die Idee gekommen, dass ich mein Kind in meinem 4. Schwangerschaftsmonat schon für einen Kindergartenplatz anmelden muss. Im 6. Monat war ich da schon echt spät dran!

Ich war am Anfang etwas skeptisch, mein Kind mit einem Jahr in den Kindergarten zu geben, hatte ich doch Angst, dass mein sehr kleiner Zwerg in der Masse untergehen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Das Konzept der Familiengruppen hat mich echt überzeugt, ältere Kinder aus dem Kindergarten haben bereits Verantwortung für die Kleinsten in der Gruppe übernommen. Mein Sohn hatte bald die fast 6-jährige „Patentante“ Anita zur Seite, die ihn in enger Zusammenarbeit mit den Pädagoginnen im Kindergarten gut betreute und sich viel um ihn kümmerte. Guten Gewissens konnte ich wieder 30 Stunden meiner Tätigkeit als Asset Managerin nachgehen, meine Assistentin wurde zur Junior Managerin und wir bekamen eine Teilzeitassistentin als Verstärkung dazu.

 

Zeit der Umbrüche und meine zweite Schwangerschaft

Die BUWOG war in dieser Zeit im kompletten Umbruch, es wurde eine zusätzliche Facility Mannschaft integriert und wir sind rasch gewachsen. Ein neuer Geschäftsführer kam ins Unternehmen, der das Asset Management umstrukturierte und Regionalabteilungsleiter einsetzte. So bekam ich als Teilzeitmitarbeiterin meine erste kleine Abteilung mit drei Asset Managern, einer Junior Managerin und drei Assistentinnen und war mit meiner Truppe für das Asset Management sämtlicher Objekte in Wien und für das Wohnportfolio der Immofinanz verantwortlich. Mein Sohn war zu dem Zeitpunkt gerade einmal eineinhalb Jahre alt.

 

Doch der Umbruch ging weiter, wir kauften eine große Gesellschaft in Deutschland dazu und bald wurde klar, dass die Immofinanz mit der BUWOG einen Spin-off anstrebte. In dieser Zeit wurde ich zum zweiten Mal schwanger. Mir war klar, dass ich meine Funktion als Abteilungsleiterin nicht gleich wieder so weiterausüben konnte. Auch für meine zweite Schwangerschaft hatte ich ein mit meinen Kollegen abgesprochenes Konzept, mit einer Reduzierung meiner Stunden auf die Hälfte und einer interimistischen Aufteilung der Abteilungsleitung auf meine beiden Kollegen für etwas mehr als ein Jahr. Während dieser Zeit kam es abermals zu einem Geschäftsführerwechsel und somit hatte ich keine Ahnung, ob ich wieder in meine alte Rolle als Abteilungsleiterin zurückzukehren konnte. Die BUWOG hatte sich von der Immofinanz abgekapselt und war als eine eigenständige Aktiengesellschaft an die Börse gegangen. Frühzeitig suchte ich das Gespräch zu unserem neuen Geschäftsführer und auch er unterstützte mich und befürwortete meinen Wiedereinstieg als Teilzeitabteilungsleiterin. Somit konnte ich nach einem Jahr wieder in meine alte Funktion zurückkehren. Aber nicht für lange.

 

Neue Herausforderungen

Mit einem Führungswechsel gehen meist auch weitere Veränderungen einher und so stellte der designierte Vorstand das Asset Management wiederum auf komplett neue Beine. Unser Geschäftsbereich wurde in ein herkömmliches Asset Management für gesamt Österreich und in den Einzelwohnungsverkauf geteilt, mit jeweils einem Abteilungsleiter. Ich bekam die Aufgabe, die neue Abteilung Einzelwohnungsverkauf aufzubauen. Eine herausfordernde Aufgabe mit zwei Kindern im Alter von viereinhalb und eineinhalb Jahren.

Zuständig für den Wohnungsverkauf in ganz Österreich, musste ich nun vor allem für Kärnten und die Steiermark einen Manager für die Abwicklung finden. Das bedeutete für mich in dieser Zeit zumindest einmal monatlich zwei Tage in Kärnten zu sein. Mit der Unterstützung meiner Eltern war das aber auch mit meinen kleinen Kindern recht gut zu schaffen.
Für das Portfolio in Wien konnte ich einen ehemaligen Mitarbeiter zum Einzelwohnungsverkaufsmanager machen. Zwei ehemalige Asset Managerinnen, ebenfalls mittlerweile in Teilzeit, teilten sich das restliche österreichische Portfolio auf. Somit waren wir drei Teilzeitkolleginnen in verantwortungsvollen Positionen im Team.

 

Eine Karriere mit Kindern: oftmals ein herausfordernder Balanceakt. ©Andrea Neubauer

Einige Jahre durfte ich dann die Abteilung Einzelwohnungsverkauf leiten, bis wir Ende 2017 erfuhren, dass wir von der Vonovia SE, einem großen Immobilienkonzern aus Deutschland, übernommen werden würden. Die Unsicherheit in der Mannschaft war groß, es war viel Führungsarbeit notwendig, um den Mitarbeitern die große Ungewissheit zu nehmen. Nebenbei wurde ich auch noch gefragt, die SAP (Anm.: ein ERP-System, Enterprise Ressource Planning, eine betriebswirtschaftliche Software) -Integration für das Immobilienmanagement der BUWOG zu leiten. Für mich war klar, dass ich dieses riesige Projekt nicht übernehmen können würde und gleichzeitig die Leitung meiner Abteilung so fortzusetzen könnte. Ein Teamleiter musste her! Alle Möglichkeiten abgewogen, entschied ich mich für eine Teamleiterin aus der eigenen Mannschaft und ich hatte Zeit, mich auf das anspruchsvolle Integrationsprojekt zu konzentrieren. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus dem Mutterkonzern Vonovia funktionierte sehr gut und wir konnten das Projekt Mitte 2019 sehr erfolgreich umsetzen.

Infolgedessen bot mir meine Vorgesetzte und Geschäftsführerin Ende 2019 die Abteilungsleitung für den gesamten Bereich Transaktionen an. Dieser umfasste auch den Ankauf von Bestandsimmobilien sowie den Verkauf von gesamten Objekten und Portfolien.

 

Ein Geben und Nehmen

Ich leite jetzt eine Abteilung mit 18 Kolleginnen und Kollegen, darunter drei Teamleiterinnen. Das ist mit vielen schwierigen Aufgaben verbunden, darunter aber nichts, was sich nicht auch in Teilzeit lösen ließe. Ich habe mittlerweile meine achte Vorgesetzte in meiner Zeit bei der BUWOG und wurde von ihnen allen immer unterstützt. Gelegentlich musste ich darauf aufmerksam machen, dass ich eine Führungskraft in Teilzeit bin, dass ich nicht so flexibel bin bei Terminen oder kurzfristig einberufenen Sitzungen. Aber dann erinnere ich an meine Situation – das ist immer noch angekommen!

 

Es hat sich in den letzten Jahren viel getan in der BUWOG, die Geschäftsführung und die Führungskräfte unterstützen Mütter, wenn sie in ihre frühere Position zurückkehren möchten. Aus meiner Sicht ist es ein Geben und Nehmen von beiden Seiten. Wenn ich als Mutter wieder in eine verantwortungsvolle Teilzeitposition zurückkehren möchte, dann ist das sicherlich nur mit einem vernünftigen Stundenausmaß möglich − Teilzeit und Verantwortung mit 15 Stunden in der Woche lässt sich schwer vereinbaren. Und gerade als Führungskraft ist es nicht immer möglich, die Aufgaben in der Normalarbeitszeit zu erledigen. Eine gewisse Bereitschaft muss durchaus gegeben sein, sich später, nachdem die Kinder versorgt sind, hinzusetzen und das eine oder andere fertig zu machen. Aber man kann alles gut unterbringen, wenn man das wirklich will und sich entsprechend organisiert.

 

Gerne möchte ich auf Basis meiner Erfahrungen werdende Mütter mit Ideen oder Empfehlungen zum Thema Rückkehr in den Beruf unterstützen. Netzwerken kann eine wichtige Hilfe für Wiedereinsteigerinnen sein.

Sie können sich gerne auf LinkedIn bei mir melden.

 

Weitere nützliche Informationen zum Thema:

 

Auch möchte ich den Blog einer Jungmama mit Erfahrungsberichten von Wiedereinsteigerinnen empfehlen:

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Der BUWOG-Blog ermöglicht es unterschiedlichen Personen ohne eigenes Autorenprofil verschiedene Themen vorzustellen. Solche Beiträge veröffentlichen wir unter dem allgemeinen Redaktionsprofil.