Im Bezirk Treptow-Köpenick, zwischen Regattastraße und Dahme-Ufer startet der neueste Bauabschnitt des Wohnquartiers 52° Nord: Die BUWOG LOTSENHÄUSER. Architekt Claus Kampmann erklärt das Konzept.
Besonderheit des neuen Bauabschnitts: Diese Gebäude werden in Holz-Hybrid-Bauweise realisiert und sind perfekt für Familien konzipiert. In vier Mehrfamilienhäuser entstehen hier insgesamt 44 Eigentumswohnungen mit 2 bis 5 Zimmern – voraussichtlich 2022 erfolgt die Fertigstellung. Der Baustoff Holz hat dabei nicht nur ästhetische, sondern auch ökologische Vorteile.
Nicht nur, dass Holz ein natürliches Wohnklima schafft; bei dieser, in Berlin-Grünau angewandten Holz-Hybrid-Bauweise wird konsequent der Einsatz von herkömmlichen Baustoffen wie Stahlbeton oder Mauerziegeln reduziert. Mit Holz kommt ein Baustoff zum Einsatz, der während des Wachstums CO2 speichert – eine klimatisch gute Sache, erklärt Architekt Claus Kampmann vom renommierten Büro Kampmann, Fiedler, Fabianski Architekten. Wir trafen ihn zum Interview.
Herr Kampmann, wie würden Sie das architektonische Konzept der BUWOG LOTSENHÄUSER beschreiben?
„Da muss ich etwas ausholen… Ich bin der Überzeugung, dass wir als Architekten eine Verantwortung tragen, Gebäude zu schaffen, die für die Nutzerinnen und Nutzer eine gute Wohnqualität bieten, die Wohnung und Wohnumfeld, das Drinnen und das Draußen verbinden, die aus Baumaterialien gebaut sind, die auch in vielleicht 25 Jahren noch als vernünftig gelten, und die mit möglichst wenig Energie betrieben werden können. Die Lotsenhäuser, die wir jetzt für die BUWOG realisieren, sind eine logische Weiterentwicklung der Kompasshäuser, die bereits bezogen sind. Städtebaulich wird die Zeilen-Struktur fortgeführt, zur Wasserseite dreht sich die Orientierung der Gebäude in der Weise, dass die Wohnungen Blickbeziehungen zur Dahme ermöglichen. Die Häuser sind im Gebäudekubus mit unterschiedlichen Höhen, vorgestellten Balkontürmen, auskragenden Elementen deutlich akzentuiert. Die holzverschalten Fassaden werden mit unterschiedlichen Lasuren, unterschiedlichen Schalungsbreiten und mit offener und geschlossener Fuge durch Licht und Schattenspiele ein sehr lebhaftes, aber dezentes Fassadenbild ergeben.“
Was sind für Sie als Architekt die wichtigsten Highlights dieses Projekts?
„Erstens schaffen wir Niedrigstenergiehäuser ohne aufwendige, wartungsintensive technische Anlagen. Ein Highlight ist sicher, dass wir hier für die Zielgruppe Familien spezielle und optimierte Grundrisse mit hoher Wohnqualität haben, dennoch kompakt und mit großen Balkonen. Auch die Erdgeschosswohnungen bieten hohe Aufenthaltsqualitäten im Wohnungsumfeld. Und nicht zuletzt vermeiden wir konsequent bedenkliche Baustoffe durch die Verwendung von Holzkonstruktionen – eine gute Sache für Mensch und Umwelt.“
Welche Bewohnerschaft bzw. Zielgruppe hatten Sie bei der Konzeption vor Augen?
„Die Wohnungsgrundrisse sind zu großen Teilen für Familien konzipiert – das zeigt sich bei Schnitt und Zimmerverteilung. Alle Staffelgeschoss-Wohnungen sind Maisonette-Wohnungen. Oben liegt ein fast 40 m² großer Wohnbereich mit Küche, die rund 25 m² große Terrasse, Arbeitszimmer und Elternschlafzimmer mit Masterbad. Im darunterliegendem Geschoss ein über eine Innentreppe verbundener, aber auch separat erschlossenen Bereich, der ideal für Kinder und die Jugendlichen der Familie ist. In den Kopfbauten gibt es eine besondere Situation: Dort sind zwei separat erschlossene Wohnungen, als Maisonette und als Etagenwohnung geplant, die jeweils mit eigener Haustür ein wenig das Eigenheim in der Stadt ermöglichen. In unserer Vorstellung sind das Wohnungen für Familien, die die Großeltern gern bei sich in der Nähe wissen und sich dann unterstützen können, ohne in einer Wohnung zusammenleben zu müssen. Die BUWOG hat für diese Art von Wohnung den Begriff „Pocket-Townhouse“ entwickelt, der, wie ich finde, ausgezeichnet passt.“
Die BUWOG LOTSENHÄUSER richten sich ja vor allem an Familien. Welche besonderen Herausforderungen stellt die Konzeption von Familienwohnungen an Sie als Architekt?
„Ja, da sprechen Sie tatsächlich eine große Herausforderung an. Der Weg zu einer guten, bezahlbaren Familienwohnung führt nur über einen flächenoptimierten Grundriss, der allen Familienmitgliedern gerecht wird und keinen Quadratmeter verschenkt. Da brauchen wir oft mehrere Entwurfsansätze und Varianten, bis der Grundriss rundum „passt“.
Zugleich hilft bei diesem Prozess natürlich auch die Erfahrung der BUWOG als Bauherrin, mit der wir dann oft unterschiedliche Lösungen diskutieren und optimieren. Die besondere Herausforderung ist vielleicht, die verschiedenen Situationen und Alltagsmomente von ganz unterschiedlich gearteten Familien durchzuspielen und daraus abzuleiten: Welche Lösung muss die perfekte Familienwohnung für diese Lebenssituation genau jetzt bieten?“
Bereits mit den fertiggestellten Kompasshäusern haben Sie eindrucksvoll auf den Rohstoff Holz gesetzt. Wie waren hier Ihre Erfahrungen?
„Die Kompasshäuser sind fertig und bezogen – es ist toll zu sehen, wie nun Leben einkehrt und, dass das Konzept so gut angenommen wird. Wir glauben daran, dass wir mit unserem Konzept einer Holzhybrid-Konstruktion auf einem guten Weg sind, im Wohnungsbau nachhaltiger agieren zu können. Die Vorfertigung der Fassaden bringt viele Vorteile, etwa was die Genauigkeit, Qualität der Elemente angeht – und auch im Hinblick auf die kürzeren Bauzeiten.
Auf der anderen Seite erfordert diese Bauweise aber auch einen deutlich höheren Planungsaufwand im Detail. Daher haben wir jetzt bei dem Projekt der Lotsenhäuser an dieser Stelle den großen Vorteil, dass wir auf unsere Erfahrungen der Nachbargebäude zurückgreifen können. Weitere konstruktive Optimierungen können wir nun auch gut einfließen lassen.“
Tipp
⯈ Mehr zu den Familien-Wohnungen jetzt auf 52grad-nord.de
Alle Visualisierungen unverbindlich, Planungsstand Juni 2020
„Der Weg zu einer guten, bezahlbaren Familienwohnung führt nur über einen flächenoptimierten Grundriss, der allen Familienmitgliedern gerecht wird und keinen Quadratmeter verschenkt.“
Claus Kampmann, Architekt
Quartier 52° Nord
Nachhaltig und für alle Generationen
2016 startete die BUWOG mit dem Bau des nachhaltigen Quartiers 52° Nord. Bis 2024 entstehe hier rund 1.00 Wohnungen, eingebettet in ein großes Gesamtkonzept, das nun mit einem der wichtigsten Architekturpreis ausgezeichnet wurde.
Früher diente das Areal zwischen Regattastraße und Dahme-Ufer als Industriestandort, zuletzt für die VEB Berlin-Chemie, die hier die Pille des Ostens produzierte. Nach der Wende wurde das Areal aufwendig saniert und der Boden ausgetauscht, 2016 wurde der Grundstein gelegt für das Quartier 52° Nord.
In seinem Herzen befindet sich ein 6.000 m² großes Wasserbecken. Nach dem Modell der Schwammstadt („Sponge City“) wird hier wird Regenwasser der umliegenden Häuser aufgefangen, auf biologische Weise durch Uferpflanzen gereinigt und kann über Verdunstung in den natürlichen Wasserkreislauf zurückkehren.
Zudem verfügt das 52° Nord über eine Kita, eine Energiezentrale mit Primärenergiefaktor Null und Wohnkonzepte für alle Generationen – sowohl als Eigentumswohnungen zum Kauf als auch in Form von Mietwohnungen.
Die Gebäude wurden von vielen unterschiedlichen, internationalen Architekturbüros entworfen. Mit einer Fläche von über 10 Hektar ist das Quartier 52° Nord heute einer der größten bewohnten Architekturparks der Nachwendezeit und wurde 2020 mit dem ICONIC AWARD für innovative Architektur ausgezeichnet.
⯈ Aktuelle Baufelder und Wohnungen im Quartier 52° Nord auf www.52grad-nord.de
⯈ Weiterführender Artikel: Energiewende gestalten: BUWOG wird Mitglied im Open District Hub