In der aktuellen Podcast-Folge „Glücklich wohnen – der BUWOG Podcast“ dreht sich alles um nachhaltige Quartiersentwicklung. Moderator Michael Divé begrüßt Dr. Anna-Vera Deinhammer, Stiftungsprofessorin für Sustainable Real Estate Development an der FHWien der Wirtschaftskammer Wien. Sie erläutert die Rolle der Forschung für die nachhaltige Immobilienwirtschaft und wie nachhaltige Quartiersentwicklung in Zukunft aussehen kann.
Dr. Deinhammer begann ihre akademische Laufbahn mit einem Architekturstudium und promovierte anschließend im Bereich Integralingenieurwesen. Sie erklärt, was Integralingenieurwesen genau bedeutet und wie dieser ganzheitliche Ansatz im Bauwesen zu einer nachhaltigen Stadt- und Immobilienentwicklung beitragen kann.
Stiftungsprofessur als Impulsgeberin für die Immobilienbranche
Seit Juni 2023 hat Dr. Deinhammer die neu eingerichtete Stiftungsprofessur für Nachhaltige Immobilienentwicklung an der FH Wien inne. Die Stiftungsunternehmen sind die TPA Steuerberatung GmbH, die BUWOG Group GmbH, die LENIKUS Immobilien GmbH und die Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG. Interessant ist, dass diese Professur zu 100 % von der Privatwirtschaft finanziert wird. Dr. Deinhammer betont aber, dass dies keine Abhängigkeit bedeutet. „Man kann bei mir keine Forschungsergebnisse bestellen“, so die Professorin.
Die Forschung von Dr. Deinhammer konzentriert sich auf drei Innovationsgruppen, die als Kernthemen definiert wurden. Die erste Gruppe beschäftigt sich mit Governance und der Frage, wie institutionelle Rahmenbedingungen gestaltet werden können, um eine nachhaltig gebaute Umwelt zu fördern.
Die zweite Gruppe konzentriert sich auf Ökonomie und Finanzierungsinstrumente und positioniert Nachhaltigkeit als Wirtschaftsmotor. Ziel ist es, wirtschaftliche Anreize zu schaffen, die Investitionen in nachhaltige Projekte fördern und gleichzeitig langfristige Renditen durch umweltfreundliche Praktiken sichern. Die dritte Gruppe schließlich konzentriert sich auf Integralingenieurwesen. Hier wird untersucht, wie Immobilien unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus entwickelt, geplant, gebaut und betrieben werden können. Ressourcenschonende Maßnahmen, zirkuläre Bauweisen und flexible Nutzungsmöglichkeiten sollen integriert werden, um zukünftigen Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden und „den langfristigen Werterhalt zu sichern“, unterstreicht die Expertin.
Nachhaltigkeit als Business Case
Das Thema nachhaltiges Bauen ist mittlerweile im Bewusstsein von Fachleuten und der breiten Öffentlichkeit verankert. Spürbare Auswirkungen des Klimawandels wie Hitzewellen und Starkregen haben den Druck aus der Bevölkerung erhöht und zu einer wachsenden Sensibilität für umweltgerechtes Handeln geführt. Auch die Gesetzgebung entwickelt sich in diese Richtung: „Die EU-Taxonomie-Verordnung definiert, was nachhaltiges Wirtschaften ausmacht und welche Kriterien Unternehmen erfüllen müssen, um als nachhaltig zu gelten“, so Prof. Dr. Deinhammer im BUWOG-Podcast. Diese dynamische Verordnung wird in Zukunft strenger und verpflichtet immer mehr Unternehmen, Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Dr. Deinhammer spricht von einem „Umbau der europäischen Wirtschaft“, der auch die Immobilienbranche nicht unberührt lässt.
Ein entscheidender Punkt ist die Bedeutung der Wirtschaftlichkeit für nachhaltiges Bauen. Sie räumt ein, dass „nachhaltiges Bauen nicht günstiger in der Erstellung sein wird“, aber es ist notwendig, dass sich diese Kosten über den Lebenszyklus hinweg refinanzieren. „Nachhaltigkeit muss zum Business Case werden“, denn nur durch innovative Geschäftsmodelle könne Nachhaltigkeit zum Motor der Wirtschaft werden. Dabei sei es wichtig, nicht nur die Baukosten, sondern auch die langfristigen Betriebs- und Rückbaukosten im Auge zu behalten.
Quartiersentwicklung der Zukunft
Nachhaltige Quartiersentwicklung stellt besondere Anforderungen an die Planung, bietet aber auch große Chancen. Dr. Deinhammer skizziert ihre Vision eines Quartiers, in dem nicht jedes Gebäude alle Nachhaltigkeitsanforderungen einzeln erfüllen muss. Stattdessen können die Gebäude ihre jeweiligen Stärken gezielt einsetzen – „eines könnte beispielsweise auf Solarenergie spezialisiert sein, während ein anderes die vertikale Begrünung maximiert“, rät die Expertin. Diese Funktionsmischung innerhalb eines Quartiers fördert eine technologische, stabile und attraktive Entwicklung, die über die Anforderungen einzelner Gebäude hinausgeht.
Eine nachhaltige Quartiersentwicklung muss auch technologisch auf dem neuesten Stand sein, um langfristige Stabilität und Attraktivität zu gewährleisten. Eine hohe architektonische Qualität ist dabei ebenfalls von großer Bedeutung. Als positive Beispiele für gute Architektur und nachhaltige Funktionsmischung nennt sie den Mies-van-der-Rohe-Campus am Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago oder die Gartenstadt Puchenau bei Linz, die mit ihren autofreien, wenig versiegelten Flächen als Modell für zukünftige Quartiere gilt.
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