Hochhäuser schaffen viel Wohnraum auf kleiner Grundfläche und sind somit eine effiziente Nutzung der Ressource Boden. Effiziente Bewirtschaftung und Mischung von Funktionen sind weitere Vorteile für hohes Bauen. Doch wie werden aus Wolkenkratzer & Co vertikale Quartiere? Ein Gespräch mit Architekt Stephan Ferenczy.
In Deutschland wird der Begriff Hochhaus auf Gebäude mit über 22 Metern Höhe angewandt. Das entspricht einem Haus von 8 Stockwerken und mehr. International wird die Grenze häufig bei 40 Metern Höhe gezogen.
Doch was man selbst nun als „hoch“ empfinden mag, das hängt sehr von der subjektiven Wahrnehmung ab, von der eigenen Erfahrung und von den umliegenden Gebäuden, erklärt Architekt Stephan Ferenczy im BUWOG-Podcast.
Er selbst wohnt im Hochhaus Herrengasse im 1. Wiener Gemeindebezirk, ein Gebäude, das zum Zeitpunkt seiner Errichtung 1932 das höchste Wohngebäude in Wien war. Seinerzeit war das Vorhaben, in der Wiener Innenstadt in der Nähe des Stephansdoms ein Hochhaus zu errichten, äußerst umstritten.
Hochhaus: Qualität statt Brennpunkt
Auch heute begleiten Widerstand und Skepsis manches Bauvorhaben, das in die Höhe strebt. Mit Blick auf die vielerorts in den 1970er-Jahren entstanden Hochhäuser befürchten viele Menschen kalte Architektur und soziale Brennpunkte. Ein Bild, das dem Hochhaus anhaftet, das mittlerweile jedoch überholt ist.
Heute stehen Hochhäuser für attraktives Wohnen, für Weitblick, oft luxuriöse Ausstattung und nicht zuletzt für eine zeitgemäße Stadtplanung: „Für die Schaffung von urbaner Dichte spielen Hochhäuser eine wichtige Rolle. Die Alternative zum Hochhaus wäre die Ausbreitung unserer Städte nach außen. Dann wäre die Frage, wo noch Platz für Natur, Tiere oder Landwirtschaft sein soll“, so Architekt Ferenczy.
Das von ihm gegründete Büro BEHF Architects zählt heute zu den größten Architekturbüros Österreichs. Gerade hat er den markanten BUWOG Helio Tower in Wien realisiert. Das Hochhaus ist Teil eines Dreier-Ensembles, bei dem vier verschiedene Bauträger zusammengearbeitet haben und das unterschiedliche Funktionen und Nutzungen mischt, etwa Mietwohnungen, geförderte Wohnung und Eigentumswohnung.
Der Sockel macht’s
Auch die Gestaltung eines attraktiven „Sockels“ sei für ein Hochhaus relevant, so der Experte.
Mit Einzelhandel, Gastronomie und Gewerbe lassen sich Erdgeschossbereiche schaffen, die für Leben sorgen.
Ein Prinzip, das schon die Erbauer von Wiens erstem Hochhaus kannten: Im Hochhaus Herrengasse waren Geschäfte im Erdgeschoss untergebracht und im darüber liegenden Stockwerk Büros und Arztpraxen. Die obersten drei Etagen des 16-stöckigen Turms waren verglast und beherbergten bis in die 1960er Jahre ein beliebtes Restaurant mit Tanzcafé – als Ort für Unterhaltung und Begegnung.
Für Begegnung sorgen heute auch die an Hochhäuser angrenzende und zumeist öffentlich zugänglichen Außenanlagen und Plätze. Sie spielen für das Gelingen eines Hochhauses eine wichtige Rolle: Hier kann man das Treiben beobachten, sich im urbanen Raum begegnen, sitzen oder beobachten.
Qualitäten, für deren Gelingen alle einen Beitrag leisten müssen, also Bauende und Planende gleichermaßen, findet Architekt Stephan Ferenczy: „Wir müssen bei einem Hochhaus die Aufmerksamkeit auf die ersten beiden Etagen richten. Nicht auf die 35 Etagen darüber.“
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