Wohnen im Grünen und das in der Stadt – für viele wohl der Wohntraum schlechthin. Angesichts der Klimakrise und sich verändernder Wohnbedürfnisse werden immer mehr Gebäudebegrünungen umgesetzt und Urban Gardening-Flächen zur Verfügung gestellt. Wir nehmen Potentiale und Leistungskriterien der Begrünungen unter die Lupe.
Der Frühling steht vor der Tür und es grünt und blüht, wohin man schaut. Und das nicht nur in den Parks und Blumenkisten, sondern immer öfter auch auf Hausmauern und Dächern. Gebäudebegrünungen lockern nicht nur monotone Fassaden auf und bringen dort Leben rein, wo kein Platz für Sträucher und Bäume ist. Sie nehmen durch ihre temperaturausgleichende Wirkung auch unmittelbar positiven Einfluss auf das Stadtklima.
Grüne Fassaden als Lebensraum
Begrünungen schaffen für die Bewohner:innen ein angenehmes Klima und tragen damit zum allgemeinem Wohlbefinden bei. Sie sorgen für sommerliche Verdunstungskühlungen, Beschattungen und eine ausgleichende Luftfeuchtigkeit. Zugleich bieten sie verschiedensten Tierarten Lebensraum. So bewohnen in den begrünten Wänden der BUWOG-Wohnhausanlage „ErnteLAA“ durch das Anbringen von speziellen Nisthilfen drei Vogelarten: Hausrotschwanz, Mauersegler und Meisen. Aber auch Schmetterlinge, Bienen und Hummeln finden den Weg zur Fassade, wenn die Kletterpflanzen blühen.
Gärtnern vor der Haustüre oder am Dach
Auch Urban Gardening, die aktive Grünraumnutzung, liegt voll im Trend – kein Wunder, bietet es doch so viele Vorteile auf einmal: Selbstversorgung mit Kräutern, Gemüse und Obst, Kommunikation und Nachbarschaftsbildung oder einfach Entspannung. Garteln in der Stadt ermöglicht echten Naturgenuss und bringt mehr Nachhaltigkeit in die Wohnumgebung.
Was es dafür braucht sind kleine Anbauflächen: egal ob am Balkon, im Innenhof oder auf dem Dach. Das stellt auch Bauträger vor Herausforderungen, genügend attraktive Freiflächen für Wohnungen anzubieten. Die BUWOG nimmt sich dieser Aufgabe an: In Vorzeigeprojekten wie ERnteLAA oder Kennedy Garden werden progressive Ideen umgesetzt, die mit dem European Property Award und dem Greenpass-Zertifikat ausgezeichnet wurden.
Doch diesen vielfältigen Potentialen von Begrünungen stehen nach wie vor einige negative Vorurteile gegenüber, die wir überprüfen wollen.
Gefahr für die Bausubstanz?
Viele Wohnungs- und Hauseigentümer haben Angst vor jeder Art von Grün, das ihrem Haus zu nahekommt und der Bausubstanz schaden könnte.
Heute steht aber ein umfassendes Angebot an bau- und vegetationstechnisch optimierten Begrünungsformen zur Verfügung. Einem oft gehörten Vorurteil nach würden Pflanzenwurzeln ungeheure Kräfte entfalten und massive Schäden an Rohren verursachen. Dabei wachsen Wurzeln immer in die Richtung, in der sie Feuchtigkeit spüren. Dort wo Wurzeln ein Rohr gefunden haben, gab es zumeist bereits einen Schaden. Wurzeln umschlingen gerne intakte Abwasserrohre, das Wurzelgeflecht zerdrückt dabei aber nicht das Rohr, da die Wasser aufnehmenden Wurzeln nicht verholzen und damit keine Haltefunktionen entwickeln.
Vorteile für die Bausubstanz!
Ähnlich verhält es sich auch mit Kletterpflanzen an Fassaden und Mauerwerken. Kletterpflanzen wachsen nicht in intakte Wandputze hinein. Dort wo der Putz abbröckelt, war dieser bereits lose und wurde dann von den Ranken ganz abgelöst. Überall dort, wo Kletterpflanzen das Mauerwerk bedecken, bleibt die Bausubstanz sogar viel besser erhalten. Durch die entwässernde Wirkung der Pflanzen halten sie das Fundament und die Mauer trocken. Zudem schützt das Blattwerk vor Schlagregen und UV-Strahlung. Dem nicht genug: Dachbegrünung bietet einen zusätzlichen Gebäudeschutz, indem Starkregen besser aufgenommen und damit zurückgehalten wird.
Und wie sieht es mit den Kosten aus?
Die letzten Jahre haben verschiedene Fördersysteme hervorgebracht. In der Stadt Wien erweist sich etwa die Initiative „BeRTA“ (https://berta-modul.at/) (Begrünung-Rankhilfe-Trog-All in one) als Erfolgsmodell, um im dicht verbauten Siedlungsgebiet die Schaffung von mehr Grünräumen anzuregen. Die BUWOG nutzt dieses Angebot und möchte noch dieses Jahr einige Gebäude mit dem BeRTA-Modul ausstatten.
Auch in finanzieller Hinsicht ist eher von Vorteilen zu sprechen: Nicht nur aufgrund der Fördermöglichkeiten, sondern auch wegen vieler Einsparungsfaktoren können Errichtung-, Pflege- und Wartungskosten gut kompensiert werden. Dazu zählen etwa die temperaturausgleichende Wirkung für das Gebäude in Sommer- und Winterzeiten (durch z.B. Kühlung durch Verschattung, Dämmeffekt durch Schutz vor Feuchtigkeit, Bauteilschutz gegen UV-Strahlung) oder Einsparungen durch verlängerte Renovierungsintervalle und eine längere Lebensdauer begrünten Fassaden.
Fazit: Es braucht mehr Grün
In Großstädten ist jeder Quadratmeter Grünfläche wertvoll. Begrünungen regulieren das Stadtklima, sorgen für ausreichende Luftbefeuchtung und verbessern die Luftqualität durch Filterung von Feinstaub. Um klimatische Folgen auszugleichen, muss sowohl im Neubau als auch bei bestehenden Häusern das Potential begrünbarer Oberflächen bestmöglich genutzt werden.
Unser Motto muss lauten: „Bauen mit der Natur, anstatt gegen die Natur“. Nur so können wir Nachhaltigkeit, Bauen und Wohnen in einen synergetischen Zusammenhang bringen und einen Beitrag zu einer gesünderen und lebenswerten Umwelt leisten.