RIVUS oder: Was kann Quartiersentwicklung?
Das Projekt RIVUS im 23. Bezirk in Wien umfasst rund 800 Miet- und Eigentumswohnungen. ©BUWOG
Wohnen

RIVUS oder: Was kann Quartiersentwicklung?

Mit dem Baustart des letzten Teilstücks RIVUS Vivere Anfang Februar 2021 nähert sich das Großprojekt RIVUS seiner Gesamtfertigstellung. An der Breitenfurter Straße im 23. Wiener Gemeindebezirk werden bis Ende 2022 rund 800 Miet- und Eigentumswohnungen und eine vielfältige Infrastruktur das Grätzl bereichern. Mehr als die Hälfte der Einheiten sind bereits bewohnt. Die Entwicklung dieser äußerst familienfreundlich gestalteten Anlage ist auch für den Wohnbauspezialisten BUWOG etwas Besonderes: Auf dem Gewerbegebiet der ehemaligen Unilever-Gründe wurde und wird nicht nur vielfältiger Wohnraum in 14 Gebäuden realisiert, das Projekt umfasst auch zahlreiche Gewerbeeinheiten und Bildungseinrichtungen.

Im Sinne der Nachhaltigkeit wird die vorhandene Fläche optimal genutzt: von zahlreichen Spielplätzen und Grünflächen bis zu Tiefgaragen, einem Schwimmbad auf dem einen und einem Sportplatz auf einem anderen Dach. Grund genug mit dem Abteilungsleiter der BUWOG-Projektentwicklung Michael Herbek das Quartier und seine Besonderheiten genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Birdview auf das Quartier RIVUS im 23. Wiener Gemeindebezirk. © BUWOG

 

 

Das Quartier bietet viele grüne Durchwegungen und Verweilzonen wie Kinder-und Jugend-Spielplätze, womit eine angenehme Offenheit der Anlage gewährleistet wird. Am Bild: RIVUS III. © BUWOG / Stephan Huger

 

 

Die BUWOG hat bekanntlich ein buntes Wohnungsportfolio, was unterscheidet das Projekt RIVUS von anderen?

RIVUS sticht nicht nur aufgrund der Dimension mit insgesamt 6 Bauplätzen und rund 800 Wohnungen hervor, wir haben hier auch in bisher einzigartigem Umfang die Wohnumgebung gestaltet. Für die BUWOG als Wohnbauspezialisten und auch für mich persönlich war es etwas Neues, da hier zu einem erheblichen Teil auch soziale und gewerbliche Infrastruktur geschaffen wurde. Ein Bauteil alleine umfasst etwa einen Interspar, eine Ganztagesvolksschule und einen Sportplatz am Dach: ein soziales Zentrum im Herzen der Anlage. Wir wollten hier keine Schlafstadt, sondern eine lebendige Wohnanlage errichten. Die BewohnerInnen finden eine offene, freundliche Atmosphäre vor, grüne Durchwegung und Freiräume, vielfältige Infrastruktur, Öffi-Anbindung und ein Naherholungsgebiet am Liesingbach in unmittelbarer Nähe.

 

Abteilungsleiter der BUWOG-Projektentwicklung Michael Herbek © BUWOG / Peter Rigaud

Stammt daher auch der Name?

Ja, der Liesingbach prägt die Gegend als wunderbarer Naturraum, davon haben wir uns bei der Namensfindung inspirieren lassen.

 

Seit dem Ankauf der Liegenschaft im Jahr 2011 und dem ersten Spatenstich sind nun schon einige Jahre vergangen: Warum wurde die Anlage nicht auf einmal, sondern erst nach und nach fertiggestellt?

Für uns war wichtig, dem Projekt Zeit zu geben, wir wollten ein lebendiges Planen, das uns ermöglicht, die Entwicklung zu beobachten und darauf zu reagieren.

Es sollte nicht alles am Anfang am Reißbrett fertig definiert werden, Learnings sollten wieder in die weitere Planung und Umsetzung einfließen können, wir wollten stets auch mit dem Zeitgeist gehen. Wir haben uns stets angeschaut: Funktionieren die Ideen und Konzepte auch? Nehmen die BewohnerInnen das an? Wie können die unterschiedlichen Funktionen der Bauplätze ineinanderwirken, wie können sie sich gegenseitig bereichern? Die längere Entstehungsdauer war nicht nur für uns spannend, die BewohnerInnen profitieren davon.

 

Wie lief die Entwicklungsphase konkret ab, gab es so etwas wie einen Masterplan als Orientierung?

Ja, es gibt am Anfang immer eine Gesamtbebauungsstudie, also so etwas wie ein Masterplan. Manchmal übernimmt dann ein Architekturbüro die federführende Aufgabe der Planung. Im Fall von RIVUS war das auch so, im Anschluss haben wir dann mit verschiedenen Architekturbüros gleichwertig zusammengearbeitet, um eine vielfältige Architektursprache reinzukriegen. Jeder war für seinen Bauplatz zuständig, aber in ständiger Abstimmung miteinander.

 

Macht es das nicht viel komplizierter?

Wir machen es bei größeren Projekte so, dass wir die Liegenschaften in Bauplätze unterteilen, um dann schon von Beginn des Planungsstarts an eine Aufteilung zu haben. Es sollte ja keine monotone Siedlung wie in den 70er-Jahren entstehen. Die Entscheidung für verschiedene Architekturbüros sorgt auch dafür, dass die BewohnerInnen der verschiedenen Gebäude ein individuelles Zuhause vorfinden, mit dem sie sich identifizieren können.

Natürlich braucht es immer eine Klammer, die das Projekt zusammenhält, bei RIVUS ist das der Freiraum: Es gab einen Freiraumplaner, der ein übergeordnetes Konzept vorlegte, damit alles zusammenpasst und harmoniert.

 

Mit dem Einsatz von Solarpaneelen, einer Wärmepumpe, Fassadenbegrünungen und einem umweltschonenden Mobilitätsangebot wurden hohe Nachhaltigkeits-Standards eingehalten. Am Bild: RIVUS I und RIVUS II. © BUWOG / Stephan Huger

Wie sah dieses Konzept aus?

Die richtige Balance von Geborgenheit und Offenheit. Der Leitgedanke war: Wie kann man Offenheit herstellen und zugleich einen geschützten Raum, in dem es zu keinen Konflikten kommt, sondern ein harmonisches Zusammenleben unterschiedlicher BewohnerInnen-Gruppen mit unterschiedlichen Wohn- und Freizeitbedürfnissen gewährleistet ist.

Das Quartier lädt ein, durchzugehen und zu verweilen. Das ist auch wichtig für die Lebendigkeit des Quartiers. Das kann nicht nur von innen heraus passieren, da braucht es auch Impulse von außen. In RIVUS haben wir eine Offenheit nach außen, halböffentliche Plätze und einen Übergang zu privaten Zonen, wir wollten da keinen harten Schnitt von draußen und drinnen, sondern einen fließenden Übergang.

Auch die Mobilitäts-Angebote sind für Externe nutzbar, auch das bringt Dynamik rein und fördert zugleich ein nachhaltiges Stadtleben.

 

Stichwort Nachhaltigkeit: Bringt hier ein so groß dimensioniertes Projekt Vor- oder Nachteile?

Sowohl als auch, wobei die Vorteile für mich klar überwiegen. Bei RIVUS gab es die Herausforderung, dass für die Wärmeversorgung der vielen Gebäude lange Leitungen notwendig waren. Zudem war vertraglich vorgegeben, die Objekte mit einem vorhandenen Gasanschluss zu versorgen.

Das konnten wir aber mit dem Einsatz erneuerbare Energieträger verbessern: eine Luft-Luft-Wärmepumpe und PV-Anlagen am Dach für Warmwasser und Heizung.

Wir haben außerdem ein umweltschonendes Mobilitätskonzept verfolgt, es gibt etwa Car-Sharing und großzügige Fahrradgaragen.

Nachhaltigkeit ist aber nicht nur ökologisch zu denken, in RIVUS spielt auch die soziale Nachhaltigkeit eine große Rolle: Wir sorgen mit einem breiten Wohnungsangebot für soziale Durchmischung, wir haben uns freiwillig verpflichtet auch leistbaren Wohnraum zu realisieren. Viele Allgemeinbereiche sind für alle nutzbar, hier steht einem guten gemeinschaftlichen Zusammenleben nichts im Weg.

 

Multifunktionales Gebäude: Perfekte Flächennutzung und Infrastruktur mit Tiefgarage, Nahversorger, Schule und Sportplatz am Dach. © BUWOG / Stephan Huger

Sie haben als langjähriger Mitarbeiter im Development an der Entwicklung vieler verschiedener Wohnformen mitgewirkt. Was macht das Wohnen in einem neu gestalteten Quartier wie RIVUS einzigartig? Oder persönlicher: Würden Sie hier gerne wohnen?

Es gibt viele Vorteile eines Quartiers, denn hier ist einfach von Anfang an vieles mitgedacht: angefangen vom Mobilitätsangebot, die Infrastruktur in unmittelbarer Wohnumgebung, Bildungseinrichtungen und Freizeitaktivitäten für Kinder bis hin zum Nahversorger. In RIVUS haben wir das Gewerbe auch aktiv ausgesucht, potentielle Mieter aktiv angesprochen, damit wir einen attraktiven Mix bieten können, einen Mehrwert für BewohnerInnen durch ein differenziertes Angebot.

Ich glaube, gerade in der jetzigen Situation, da uns Corona so stark einschränkt, sieht man die Bedeutung, alles Wichtige in der nahen Umgebung vorzufinden, das steigert die Lebensqualität enorm. Also ja, ich hätte nichts dagegen, hier zu wohnen!

 

Hat man als BewohnerIn eigentlich etwas davon, dass das Quartier von einem Developer alleine konzipiert und realisiert wird?

Ja, weil dadurch noch begünstigt wird, das gesamte Quartier als eines, als zusammenhängenden Lebensraum zu denken mit allen möglichen Verknüpfungen. Ansonsten kann man Gefahr laufen, dass die Schnittstellen der verschiedenen Bauplätze sicht- und spürbar werden. In RIVUS denken nicht diverse Bauträger an „ihre“ BewohnerInnen, vielmehr kann die BUWOG das große Ganze, die Zwischenräume und Gemeinschaftsflächen gestalten, damit ein harmonisches Gesamtquartier zur Verfügung steht.

 

Mit RIVUS Vivere wird das Quartier um weitere rund 300 Mietwohnungen ergänzt. © BUWOG / infinityeleven

 

Mit dem Baustart von RIVUS Vivere, dem letzten Bauteil der Anlage, kommen noch einige weitere Gewerbeflächen hinzu, die das Wohnumfeld für alle BewohnerInnen noch attraktiver machen wird. © BUWOG / infinityeleven

 

Werden wir davon noch mehr sehen in Zukunft in Wien?

Ab einer gewissen Größe und Wohnungsanzahl darf heute nicht mehr ein Bauträger alleine zuständig sein. In Wien gibt es auch kaum mehr solche freien Flächen in zentraler Lage, nicht in der Größenordnung von RIVUS. Auch die großen Bahnhofsgelände, das Nordbahnhof- und Nordwestbahnhof-Areal, sind ja schon in Bebauung. Aber ja, es ergeben sich immer wieder Möglichkeiten und Quartiere werden von den Menschen wirklich toll angenommen. Ich verstehe auch unsere Wohnturm-Projekte wie den HELIO Tower und den MARINA TOWER als Quartiere, wo die Wohnumgebung mitgedacht und mitgestaltet wird. Und mit Kennedy Garden im 14. Bezirk hat ja unlängst ein neues spektakuläres Quartiers-Projekt gestartet.

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

 

 

⯈ Nichts verpassen? Folgen Sie der BUWOG bei Twitter

BUWOG

Über den Autor

BUWOG

Der BUWOG-Blog ermöglicht es unterschiedlichen Personen ohne eigenes Autorenprofil verschiedene Themen vorzustellen. Solche Beiträge veröffentlichen wir unter dem allgemeinen Redaktionsprofil.