BUWOG persönlich: Clemens Schoder, Abteilungsleiter Versicherungen
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BUWOG persönlich: Clemens Schoder, Abteilungsleiter Versicherungen

„Ich bin der Meinung, dass Menschen die Möglichkeit haben sollen, ihren Arbeitsplatz aktiv mitzugestalten und dadurch auch Einfluss auf das Unternehmen zu nehmen.“

 

In unserer Serie „BUWOG persönlich“ stellen wir Menschen vor, die an aktuellen Projekten und Zukunftsthemen der BUWOG arbeiten. Sie alle eint das Ziel, das Motto der BUWOG täglich erlebbar zu machen: glücklich wohnen und arbeiten. Diesmal bitten wir Clemens Schoder zum Gespräch. Der Abteilungsleiter im Bereich Versicherungen spricht über seine Erfahrungen als Teilzeitkraft und über Herausforderungen und Zukunftsaussichten des Teilzeit-Modells.

 

Herr Schoder, Sie sind bei der BUWOG Führungskraft und verantworten sämtliche Versicherungsagenden des Unternehmens. Mit Jahresbeginn haben Sie auf Teilzeit gewechselt. Lässt sich diese Arbeit denn als Teilzeitkraft bewerkstelligen?

Ja, wenn die wesentlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Die Reduktion der Arbeitszeit sollte eine gemeinsame Entscheidung von Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in sein. Eine Stundenreduktion bringt Organisationsbedarf mit sich, es ist notwendig gemeinsam mit den verantwortlichen Personen einen Plan zu erstellen, welche Aufgaben in Zukunft wie verteilt und erledigt werden. Und es ist enorm wichtig, alle Kolleg:innen mitzunehmen und gegenseitiges Vertrauen zu haben. Ich kann mich auf alle verlassen und die Kolleginnen wissen, dass ich erreichbar bin, wenn es Probleme gibt. Vergabeentscheidungen und kritische Gespräche sind und bleiben ein Teil meiner Verantwortung, die ich als Führungsperson meinem Team nicht übertragen bzw. zumuten möchte.

Sind Sie denn trotz Teilzeit jederzeit zu erreichen?

Das ist als Führungskraft unumgänglich. Die Kolleginnen wissen aber, dass es nur die wirklich dringlichen Themen sind, die mir jederzeit mitgeteilt werden können. Weniger wichtige Themen müssen dann auch mal bis zum nächsten Tag warten.

Haben Sie fixe Arbeitszeiten oder können Sie Ihre Zeit flexibel einteilen?

Da meine Frau und ich auch unseren Arbeitgebern gegenüber bekannt geben möchten, wie und wann wir verfügbar sind, haben wir uns einen Plan aufgestellt. Meine Frau kümmert sich Montag- und Donnerstagnachmittag um die Kinder und ich übernehme Dienstag und Mittwoch. An Freitagen wechseln wir uns ab. Aufgrund meiner Führungsposition muss ich aber auch des Öfteren mit meiner Frau Tage tauschen – wenn das frühzeitig erfolgt ist das auch meistens kein Problem.

Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: Wie kam es überhaupt zu Ihrer Entscheidung auf Teilzeit zu wechseln?

Ich bin Vater von zwei Kindern, drei und fünf Jahre alt, und möchte hautnah miterleben wie sich die Kleinen entwickeln. Bei unserer dreijährigen Tochter war ich sechs Monate in Karenz und so hatte meine Frau die Möglichkeit, wieder ins Vollzeit-Arbeitsleben zurückzufinden. Nachdem die Karenzzeit vorbei war, hat meine Frau zunächst auf 20 Stunden Arbeitszeit reduziert und ich bin wieder Vollzeit in meinen Job zurückgekehrt. Für mich ist es beeindruckend, wie viele junge Mütter laufend den Spagat zwischen Kindererziehung, Haushalt und Arbeit schaffen. Es ist aber auch frustrierend, dass sie das sehr oft alleine schaffen müssen, weil der Mann Vollzeit arbeitet und dadurch den überwiegenden Teil des Tages nicht verfügbar ist. Die Entscheidung Kinder zu bekommen war eine gemeinsame und ich möchte meine Frau mit den alltäglichen Pflichten nicht allein lassen. Jetzt arbeiten wir beide jeweils 30 Stunden.

 

„Ich bin Vater von zwei Kindern, drei und fünf Jahre alt, und möchte hautnah miterleben wie sich die Kleinen entwickeln.“ © Clemens Schoder

Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre Entscheidung reagiert?

Sehr unterschiedlich: Von meiner Elterngeneration beispielsweise hörte ich Aussagen wie „Hast du keine Lust mehr richtig zu arbeiten?“ oder „Das geht aber auch nur, wenn man bei einer BUWOG arbeitet.“ Aber mich freute es auch, Gegenargumente von dieser Generation zu hören wie „Kein Unternehmen geht bankrott, wenn man 10 Stunden pro Woche weniger arbeitet.“ Natürlich sind diese Reaktionen auch nachvollziehbar, da ein Mann in Teilzeit, der mehr Zeit mit der Familie haben möchte, für diese Generation etwas ganz Neues und Anderes ist.

Meine Freunde haben sich riesig gefreut – vor allem für meine Frau. Sie liebt ihren Job und ist auch wirklich verdammt gut darin! Auffallend ist, dass fast alle Frauen voll des Lobes für meine Entscheidung sind. Männer sind da eher zurückhaltend bis verständnislos – aber auch hier gibt es einen Unterschied je nach Alter.

Wenn auch die Akzeptanz steigt: Denken Sie, dass es Männer heute noch immer schwerer haben Teilzeit zu beantragen?

Ja. Ich denke, dass dies noch überwiegend der Fall ist. Jeder Mensch hat in seiner Kindheit ein gewisses Rollenbild vermittelt bekommen. Aber wir unterliegen in diesem Bereich einem steten Wandel: Unsere Urgroßeltern hatten ganz andere Ansprüche als jene unserer Großeltern oder Eltern. Ich glaube es ist sowohl eine Generations- als auch eine Branchenfrage. Ich kann mir vorstellen, dass in handwerklichen Berufen eine Teilzeitbeschäftigung eine enorme Herausforderung in der Organisation für jeden Arbeitgeber darstellt. Das sind Berufe die eher männlich besetzt sind und die sich in der Vergangenheit mit solchen Themen nie auseinandersetzen mussten. Aber auch dort werden die Arbeitgeber sich auf eine Veränderung einstellen müssen, weil sich dieses Rollenbild gerade sehr stark ändert.

Wie hat sich die BUWOG hier positioniert und auf Ihren Wunsch reagiert?

Sehr positiv, das hat mich echt beeindruckt. Ich habe mir einen Plan zurechtgelegt, welche Aufgaben künftig von wem verantwortet werden und welche Anpassungen wir organisatorisch vornehmen müssten. Nachdem ich damit vorstellig geworden bin, hat mich meine Vorgesetzte sofort und ohne Vorbehalte bestärkt, das zu machen. Das liegt sicher auch daran, dass sie als Mutter und berufstätige Frau diese Herausforderungen selbst bestens kennt.

Doch auch mein männlicher Ansprechpartner aus der Geschäftsführung der BUWOG hat mich super unterstützt. Auch als ich meine sechsmonatige Karenz angemeldet habe, bekam ich von meinen Vorgesetzten keine Steine in den Weg gelegt. Ich denke, dass sich darin eine gute Unternehmenskultur zeigt. Ich kannte das vor der BUWOG nicht und auch meine Familie, meine Freunde und meine Frau waren vom Zugang der BUWOG beeindruckt, eine männliche Führungskraft bei so einem Thema derart zu unterstützen.

Ganz offen: Hatten Sie keine Bedenken, was Gehalt und Karriereplanung betrifft?

Ich habe mir schon viele Gedanken gemacht und positive wie negative Aspekte abgewogen. Unser Familieneinkommen wurde etwas weniger und ich war mir auch nicht sicher, wie mein Umfeld auf diese Entscheidung reagieren würde. Über Auswirkungen auf meine künftige Karriere haben ich mir keine Sorgen gemacht. Ich kenne viele Kolleg:innen, die Teilzeit arbeiten und Sensationelles leisten. Ich denke, dass ich auch mit geringerer Stundenanzahl meine Spuren hinterlassen und einen wertvollen Beitrag leisten kann im Unternehmen.

Ist Teilzeit ein Modell, das sich durchsetzen wird?

Darauf lässt sich keine pauschale Antwort geben. Ich glaube, dass es viele Einsatzmöglichkeiten für Teilzeitstellen gibt, jedoch ist nicht jede Arbeitsstelle dafür geeignet. Je höher die Führungsebene umso kleiner ist die Möglichkeit einer Teilzeitbeschäftigung. Auf operativer Ebene ist es sehr wohl ein sinnvolles Modell – es bringt zwar Herausforderungen für die Organisation, aber geht oft mit einer Effizienz-Steigerung einher. Es gibt in Österreich ein paar gute Beispiele bei denen ganze Unternehmen auf ein 30-Stunden-Modell umgestellt haben – IT-Unternehmen aber auch Produktionsunternehmen wie Tischlereien. Es ist aber wesentlich, dass sowohl das Geschäftsumfeld, die Führungskräfte und die Mitarbeiter:innen diese Entscheidung gemeinsam mittragen. Es darf nicht darauf hinauslaufen, dass das Kundenservice darunter leidet und ab 15:00 der Anrufbeantworter rangeht, wenn ein Kunde ein Thema zu klären hat.

Die 30 Stunden-Woche steht ja auch als allgemeine Forderung im Raum…

Ich bin der Meinung, dass Menschen die Möglichkeit haben sollen, ihren Arbeitsplatz aktiv mitzugestalten und dadurch auch Einfluss auf das Unternehmen zu nehmen. Gerade deshalb halte ich aber wenig von einem allgemeinen Anspruch auf Teilzeit. Dies führt nämlich oft zum genauen Gegenteil: Menschen lehnen sich zurück, pochen auf einen gesetzlichen Anspruch und delegieren dem Arbeitgeber die Verantwortung der Neuorganisation. Sofern dies aber gemeinsam aktiv gestaltet wird, gewinnen beide Seiten: Zufriedene Arbeitnehmer:innen sind nachweislich produktiver, schauen über den Tellerrand und gehen die „extra Meile“. Sie werden ans Unternehmen gebunden und bringen echten Mehrwert.

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