BUWOG-Podcast: Konzepte für die Immobilien der Zukunft
Konzepte für die Immobilien der Zukunft: Es diskutierten Daniel Riedl, Christiane Varga, Malte Schröder, Anaïs Cosneau und Lewin Fricke (v.l.)
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BUWOG-Podcast: Konzepte für die Immobilien der Zukunft

Wie wollen wir in Zukunft bauen – und was braucht es, damit Wohnraum wirklich zukunftsfähig ist? Mit dieser zentralen Frage war der BUWOG-Podcast wieder live vor Ort: In der besonderen Atmosphäre des Ludwig Erhard Hauses in Berlin kamen Expert:innen zusammen, um über neue Ideen, gesellschaftliche Veränderungen und konkrete Lösungsansätze für das Bauen von morgen zu diskutieren. In der 62. Folge von „Glücklich wohnen – der BUWOG Podcast“ sprachen Zukunftsforscherin Christiane Varga, Architekt Malte Schröder vom Büro Urbansky Architekten, Holzbau-Unternehmer Lewin Fricke von TRIQBRIQ, Immobilien-Influencerin und Gründerin des Happy Immo Club Anaïs Cosneau sowie Daniel Riedl, Vorstand bei Vonovia und verantwortlich für die BUWOG-Aktivitäten in Deutschland und Österreich.

 

Zukunftsforscherin Christiane Varga eröffnet mit einem Impulsvortrag und betont: „Die Gesellschaft verändert sich massiv, der Lebensraum sollte darauf entsprechend antworten.“ Schon heute ist vieles komplexer, dynamischer und vielschichtiger – das muss sich auch im Wohnungsbau widerspiegeln. Varga beschreibt sechs zentrale Veränderungsfelder: Wohnen und Arbeiten, Klima, Ästhetik, Wohngesundheit, Infrastruktur und Individualisierung. „Das Einfamilienhaus wird es weiter geben“, so die Zukunftsforscherin, doch Menschen ziehen häufiger um, leben in anderen Familienformen oder allein – Einsamkeit ist ein wachsendes Thema. Neue Infrastrukturkonzepte wie die 15-Minuten-Stadt, dezentrale Arbeit und steigende Ansprüche an Ästhetik und Gesundheit prägen die Anforderungen an Wohnraum. Dabei geht es nicht um ein Entweder-oder, sondern um „mehrere Zukünfte“, so die Soziologin – und um Entscheidungen, die heute getroffen werden müssen. Sie spricht sich für mehr Vielfalt in Wohnformen und Eigentumsmodellen aus: „Ein gewisser Grad an Eigentum ist wichtig für eine Gesellschaft als Stabilitätsfaktor.“ Plattformdenken und Kooperation sind dabei zentrale Erfolgsfaktoren. Als gelungenes Beispiel nennt Christiane Varga das „Older Women’s Co-Housing“ in London. Auch architektonisch brauche es Räume mit Struktur: „Menschen brauchen zur analogen Verortung Struktur“ – eine Umgebung aus reinem Glas und Beton ist wenig geeignet, um emotionale Bindung zu fördern. Natürliche Materialien wie Holz und zirkuläre Bauansätze können hier neue Wege eröffnen“, so die Soziologin und Zukunftsforscherin.

Inklusive Konzepte und flexible Räume: Wie Architektur Teilhabe ermöglicht

Malte Schröder vom Büro URBANSKY ARCHITEKTEN betont in der anschließenden Diskussion die Bedeutung von barrierefreien, inklusiven und bezahlbaren Wohnkonzepten. Es muss gelingen, Immobilien niederschwellig zugänglich zu machen – auch für Menschen mit mittlerem Einkommen, ist sich der Architekt sicher. „Menschen wollen in allen Lebensphasen in ihrer Immobilie bleiben“, so Schröder. Deshalb braucht es flexible Grundrisse, Mehrgenerationenwohnen und gemeinschaftlich nutzbare Räume – auch im Quartier. Universal Design aber auch Sharing  sind zentrale Zukunftsthemen, meint Malte Schröder. Die Mitarbeitenden des Büros Urbansky Architekten planen gerne mit dem Baustoff Holz, berichtet er. Auch gegenüber neuen Baumaterialien ist man offen – entscheidend ist jedoch, dass diese den Anforderungen in der Praxis gerecht werden.

Foto von BUWOG im Gespräch am 2.6.2025 im Ludwig Erhard Haus. Foto: BUWOG
Paneltalk der BUWOG im Ludwig Erhard Haus

Aufgrund rechtlicher Haftungsfragen sind erfolgreich umgesetzte Projekte besonders wertvoll als Orientierung und Vorbild. Beim Thema Gebäudetyp E sieht Malte Schröder noch erheblichen Klärungsbedarf: „Aktuell ist das Konzept eher ein hohler Vogel“. Es braucht verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen, um wirklich von den allgemein anerkannten Regeln der Technik, etwa beim Schallschutz, abweichen zu dürfen. Unabhängig davon lassen sich Baukosten bereits jetzt senken – beispielsweise durch den Verzicht auf Fußbodenheizungen oder Kellerräume, wenn funktionale Alternativen wie Abstellräume genügen.

Bauen im Kreislauf: Mit Holz und Haltung in die Zukunft

Lewin Fricke vom Holzbauunternehmen TRIQBRIQ, zeigt, wie kreislauffähiges Bauen konkret funktionieren kann. Seit 2021 produziert das Unternehmen massive Holzbausteine aus Restholz, die über ein Dübelsystem miteinander verbunden werden – ganz ohne Leim oder Chemie. „Für unsere BRIQs verwenden wir Schwach- und Schadholz aus der Region“. Die Bausteine sind zirkulär gedacht und ermöglichen tragende sowie nichttragende Wände, etwa in mehrgeschossigen Wohnhäusern oder auch in einem bereits realisierten Supermarkt. „Der Megatrend ist die Kreislaufwirtschaft“, so Fricke. Sein Ziel: ressourcenschonendes Bauen, das Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit vereint. Wohnraum schaffen und gleichzeitig ökologisch denken – das ist kein Widerspruch. Vielmehr gilt es, Wachstum und Innovation neu zu definieren: „Wachstum weiter zu haben, aber vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.“

Fricke spricht damit auch für eine neue Generation, die den Umgang mit Ressourcen kritisch hinterfragt: „Junge Menschen sehen es nicht ein, verzichten zu müssen, weil die Boomer-Generation über ihre Verhältnisse gelebt hat!“ Stattdessen brauche es neue Lösungen – und Materialien, die die Kreislaufwirtschaft konsequent umsetzen.

Neue Perspektiven auf Eigentum: Frauen, Flexibilität und Transparenz

Anaïs Cosneau rückt in der Diskussion die Nutzerinnen stärker in den Fokus – und stellte die Frage nach der Gerechtigkeit beim Eigentumserwerb. Mit ihrem Happy Immo Club ermutigt sie Frauen, aktiv in Immobilien zu investieren: „Wir haben uns gefragt, warum deutlich mehr Männer Immobilien besitzen als Frauen“, so beschreibt sie die Motivation zur Gründung. Im Happy Immo Club werden Frauen durch Seminare und persönliche Begleitung beim Kaufprozess unterstützt – mit dem Ziel, Wissen zu vermitteln, Fallstricke zu benennen und Selbstvertrauen zu stärken. „Die meisten Frauen kaufen danach auch Immobilien – viele sogar mehrere im Laufe der Zeit.“ Die Immobilienwelt muss sich auf neue Zielgruppen einstellen: „Die Zielgruppe von morgen ist jung und weiblich“, so die Immobilien-Influencerin. Wichtig ist eine transparente, ehrliche Kommunikation. „Keine Luxusexposés, sondern ehrliche und einfache Informationen, die eine Investition kalkulierbar machen.“ Auch die Nutzer:innenstruktur verändert sich insgesamt: Sie ist heute jünger, diverser – mit unterschiedlichsten Bedürfnissen. Flexibilität wird zum Schlüssel. „Nicht jeder will das Gleiche.“ Zudem plädiert Cosneau dafür, die Rolle von Architekt:innen nicht zu überschätzen: „Letztendlich entscheiden die Eigentümer:innen, was umgesetzt wird.“ In der Bauweise sieht sie großes Potenzial für Veränderung. Leichtbau ermöglicht einen schnelleren Baufortschritt, spart Kosten – und macht Gebäude wandelbarer. Das passt zu einer Zielgruppe, die mehr Freiheit, Klarheit und Gestaltungsspielraum sucht.

Bezahlbares Bauen als Schlüssel: „Wir müssen zurück zur Pragmatik“

In der Gesprächsrunde bringt Daniel Riedl, Mitglied im Vorstand von Vonovia, das zentrale Problem der Branche auf den Punkt: „Für uns ist die zentrale Herausforderung Leistbarkeit.“ Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Ziel, darf aber nicht auf Kosten der Finanzierbarkeit gehen. „Wir können nicht von Monat zu Monat die Baustandards erhöhen und glauben, dass es leistbar bleibt“, so Riedl. Es braucht stattdessen einen realistischen, pragmatischen Umgang mit Bauvorgaben. Mit dem Engagement von Vonovia beim Unternehmen GROPYUS will man genau dort ansetzen: GROPYUS baut mehrgeschossige, energieeffiziente Gebäude aus Holz in industrieller Produktion – ressourcenschonend, schnell und kosteneffizient. „Wir wollten dem industriellen Holzbau einen Schub geben.“  Die ersten Projekte laufen bereits mit dem Baustart in der Hildegardstraße für zunächst 27 Wohnungen, weitere Projekte werden folgen.Foto von BUWOG im Gespräch am 2.6.2025 im Ludwig Erhard Haus. Foto: BUWOG

Die Realität sei allerdings oft noch zu langsam. In Berlin etwa brauche es derzeit rund zehn Jahre, um Planungsrecht zu erhalten – eine enorme Bremse für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Ziel müsse es sein, Lebensräume zu schaffen, die lebenswert und gleichzeitig leistbar bleiben. „Wir wollen nicht Wohnraum erzeugen, der für 20 Euro den Quadratmeter vermietet werden kann. 12 bis 14 Euro müssen erreicht werden.“ Positiv stimmt Riedl die aktuelle Entwicklung: Der Gebäudetyp E, serielles Bauen und der Ruf nach einfacheren Regelwerken zeigen, dass ein Umdenken begonnen hat: „Es scheint in die richtige Richtung zu gehen.“

Jetzt die ganze Folge hören!

 

 


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„Die Gesellschaft verändert sich massiv, der Lebensraum sollte darauf entsprechend antworten.“

Jennifer Nülle

Über den Autor

Jennifer Nülle

Zuständigkeit bei der BUWOG: Digital Marketing Managerin Deutschland

Jennifer Nülle arbeitete nach ihrem Studium in mehreren Firmen im Bereich Online Marketing. Bei der BUWOG übernimmt sie die digitalen Aufgaben, unter anderem die Website-Betreuung.